Heute packe ich ein heißes Eisen an. Es gibt nur wenige Dinge, die beim Laufen ähnlich emotional sind, wie eine unschöne Begegnung mit einem Hund.
Obgleich ich in all den Jahren das Glück hatte, noch von keinem Hund gebissen worden zu sein, so habe ich großen Respekt vor einer unangenehmen Begegnung mit Hunden. Jahrelang hatte ich regelrecht Angst vor Hunden, hab die Straßenseite gewechselt, wenn mir ein unangeleintes Exemplar entgegen kam und hab auch diese Angst als Ausrede gegen das Laufen genommen.
Der Grund liegt viele viele Jahre zurück. Als kleines Kind wurde ich von einem Hund verfolgt und das – zumindest gefühlt – kilometerweit, denn ich bin voller Angst weggerannt und die kleine fiese Töle hinterher. Heute weiß ich natürlich, dass nicht der Hund Schuld hatte, sondern sein unachtsamer Besitzer und auch mein unkluges Verhalten hat nicht wirklich zur Deeskalation beigetragen. Kann man als vielleicht fünfjähriger Bub aber natürlich nicht wissen.
Unangenehme Begegnung mit dem Hund – irgendwann trifft es jeden Läufer
Heute habe ich gelernt, wie ich ohne Angst Hunden begegne und obgleich auf meinen Hausrunden einige Hunde unterwegs sind und viele davon auch freilaufend, so gibt es fast nie eine unschöne Begegnung.
Fast – denn Anfang des Jahres war es mal wieder soweit. Meist erkennt man das schon von weiten. Ein aufgeregt schnüffelnder Hund, der wirr auf dem breiten Weg umher rennt und ein Besitzerpärchen völlig in einer Diskussion miteinander verwickelt und kein Auge auf ihren Hund gerichtet.
„Mal schauen, was das wird“, denke ich noch so und drossle, trotz dass ich gerade Intervalle trainiere, das Tempo. Ich weiß, dass man den Hund nicht fixieren sollte, doch das sagt sich so leicht, wenn er ständig auf dem Weg von rechts nach links läuft. Die Hundebesitzer haben noch immer nicht Notiz von mir genommen. Sie sind zu sehr in ihre Diskussion vertieft, als dass sie mein Räuspern bemerken. An den Hund denkt in diesem Moment sicher sowieso keiner von beiden…
Und da passiert es, der kleine Hund springt zwischen meine Beine herum, schnappt einmal – zum Glück vergeblich – zu und nach meinem lauten Schrei werden auch die Besitzer endlich aufmerksam. „Der tut nichts, der will doch nur spielen…“, kam es von den arglose Besitzern. Ganz ehrlich, ich hasse diese Worte. Denn vielleicht mag der Hund ja spielen, ich mag ihm das gar nicht verdenken. Ich möchte jetzt aber nicht spielen, zumindest nicht mit dem Hund, sondern möchte eine Runde laufen.
Von Einsicht keine Spur – Hund trifft auf Jogger
Das äußere ich auch in deutlichen Worten an die Besitzer gerichtet. Von Einsicht keine Spur, das merkt man allein daran, dass sie noch immer nicht den kleinen Hund zu sich rufen und er noch immer zwischen meinen Füßen rum turnt. Sogar ein paar Beschimpfungen haben sie für mich parat. „Diskussion zwecklos“, denke ich und trabe langsam wieder los.
Klar, so eine Begegnung ist die absolute Ausnahme. Die meisten Hunde und ihre Besitzer sind super nett und irgendwie mag ich auch die treuen Vierbeiner immer mehr. Und trotzdem kommt es immer wieder zu unangenehmen Begegnungen und als unlängst eine Sportlerin von mir eine sehr unschöne Begegnung mit einem Hund hatte und sich daraus eine sehr emotionale Diskussion in unserer Facebook-Gruppe entwickelte, musste ich zur Tastatur greifen und einen Artikel darüber schreiben.
Einen Artikel aus Läufersicht, denn wie du Spaß mit deinem Hund beim Joggen haben kannst, darüber gibt es hier im Blog einen lesenswerten Gastartikel aus Expertensicht.
Gegenseitige Rücksichtnahme ist alles
Bevor ich jetzt hier praktische Tipps gebe, möchte ich an den gesunden Menschenverstand appellieren. In Österreich gibt es ein super treffendes Wort dafür: Hausverstand.
Und dieser Hausverstand sagt, dass Leben und leben lassen noch die beste Einstellung zum Leben mit sich bringt. So wie Jogger ihre Laufrunden auf beliebten Strecken zur Erholung nutzen, machen es auch Hundebesitzer und ihre vierbeinigen Freunde.
Die Parks, Wege und Wälder dieser Republik sind schließlich für alle da – für Hunde, für ihre Besitzer, für Spaziergänger und natürlich auch für uns Läufer. Keinem gehört das Terrain exklusiv und wenn jeder respektvoll nicht nur auf sich, sondern auch auf andere achten würde, gebe es kaum unschöne Begegnungen.
5 Tipps, wie du dich als Läufer verhältst
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Mache auf dich aufmerksam
Es muss ja gar nicht der laute Ruf oder ähnliches sein. Vielmehr reicht schon ein nett gemeintes „Hallo“ oder ein lauteres Räuspern oder Husten. Gib dem Hundehalter die Chance, seinen Vierbeiner zu sich zu rufen. Und falls er das nicht tut, sprich ihn freundlich darauf an, dass es dir unangenehm ist.
Was du übrigens keinesfalls tun solltest – mit den Armen wedeln. Das ist für den Hund ein deutliches Signal an seinen Spieltrieb.
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Fixiere den Hund nicht
Besonders wenn du Angst vor Hunden hast, ist das natürlich leichter gesagt, als getan. Der Hund merkt, wenn du ihn fixierst und sieht das unter Umständen als Herausforderung.
Beachtest du ihn dagegen nicht, beachtet er in nahezu allen Fällen auch dich nicht. Die Natur hat viel interessanteres zu bieten, als Joggerbeine…. Übrigens solltest du den Hund auch nicht direkt ansprechen. Das ist Sache von Frauchen oder Herrchen.
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Verlangsame dein Tempo und gehe im Zweifel ein paar Schritte
Wenn du ein paar Sekunden auf deiner Pace verlierst, mag dich das vielleicht einen kurzen Moment grämen. Eine unschöne Begegnung mit einem Hund wird dir dagegen Jahre in Erinnerung bleiben und das sind die paar wenigen Sekunden sicher nicht wert.
Zumal der Trainingseffekt nicht dahin ist, wenn du deine Vorgaben nicht zu 100% einhältst. Und falls es brenzlig wird, dann bleibe stehen. Das ist definitiv besser als weglaufen.
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Laufe nicht zu nah am Hund vorbei
Auch der Hund hat eine Komfortzone und möchte sich nicht unnötig erschrecken. Das gilt vor allem für nervöse Hunde. Wechsle also in jedem Fall auf die andere Seite vom Weg wenn das möglich ist.
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Fasse den Hund nicht an
Auch wenn er noch so niedlich ist, fasse den Hund auf keinen Fall an. Jedenfalls nicht ohne die explizite Erlaubnis des Hundehalter. Denn nicht jeder Hund mag das…
5 Tipps für Hundebesitzer
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Oberste Pflicht – Aufmerksamkeit
Deinen Hund hast du im Auge zu behalten, besonders wenn er frei läuft. Doch der Hund allein nutzt noch nichts, auch deine Umgebung (auch die hinter dir) solltest du jederzeit im Blick haben.
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Hund zu sich holen, wenn ein Läufer entgegen oder von hinten kommt
Läuft der Hund bei Fuß genügt das in der Regel, ansonsten bitte kurz anleinen.
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Nimm Rücksicht auf den ängstlichen Läufer
Für einen Hundebesitzer mag das unvorstellbar sein, aber es gibt die Leute, die einfach Angst vor Hunden haben. Da ist der belehrende Hinweis, dass das therapierbar ist genau so unangebracht, wie spöttische Bemerkungen.
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Leinenpflicht ernst nehmen
Es gibt Gegenden, da herrscht auch aufgrund der vielen Menschen (oder wegen anderer Tiere) Leinenpflicht. Man kann über Sinn oder Unsinn gerne diskutieren, in dem Fall sollte sie aber dringend eingehalten werden. Falls dein Hund übrigens (noch) nicht auf deine Signale perfekt hört, gehört er auch an die Leine.
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Du hast die Verantwortung für deinen Hund
Es ist die Pflicht des Hundehalters dafür zu sorgen, dass der Hund niemanden verletzt. Dafür braucht ein Hund eine klare Erziehung und deutliche Regeln. Auch wenn dein Hund in der Regel das bravste Wesen auf Erden ist, so kannst du es nie zu 100% wissen. Also besser ein bisschen zu viel als zu wenig Aufmerksamkeit.
Ein paar Worte an beide Seiten zum Abschluss
Zum Schluss noch etwas, falls es doch einmal etwas unschön wird. Auch hier hilft es, trotz der Emotionen nicht gleich loszupoltern, sondern Ruhe bewahren. Pauschalisierungen bringen nie etwas. Weder sind alle Hundehalter Idioten, noch alle Läufer rücksichtslos.
Und ein entschuldigendes Wort hat schon viele Situationen entschärft. Auf beiden Seiten! Ebenso wirkt ein „Danke“ immer. Hat der Hund und sein Halter sich bei einer Begegnung einwandfrei verhalten, ist ein Danke angebracht.
Es lernen nämlich immer zwei Seiten und es gibt schon viel zu viel Vorurteile und Pauschalisierungen auf dieser Welt. Und falls doch einmal etwas passiert, Hunde müssen heutzutage versichert sein und der Hundehalter ist verpflichtet, seine Daten herauszugeben.
Auf dass das niemals eintrifft – wünsche ich Läufern, wie auch Hunden und ihren Besitzern ein gutes Miteinander.
Ein Dank gilt heute ganz besonders unserer Community „Endlich mehr Sport“, die das Thema sehr gut und ausführlich diskutiert haben. Wenn du mehr zum Umgang mit Hunden wissen willst, so schau bei Beatrice Drach vorbei. Dort gibt es eine ganze Podcast Episode zum Thema.
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Ach übrigens – ich wünsche dir mehr Zeit für Sport in deinem Leben.
Dein Torsten…
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Über den Autor: Torsten Pretzsch
Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.
Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.
Noch eine Tipp für alle Zopfträger*innen (s. Artikelbild 😉 )
Die beim Laufen wedelnde Haarpracht wird von Hunden gern als freudiges Schwanzwedeln interpretiert.
Darauf machte mich mal eine freundliche Hundebesitzerin aufmerksam, deren Begleiter mich schon aus der Ferne kaum erwarten konnte.
Seither trage ich Dutt und merke deutlich den Unterschied.
Viele Grüße
Laura
Ja, guter Artikel. Danke.
„Gegenseitige Rücksicht ist, wenn andere das machen, was ich will.“
So kommt es mir im Wald, Wiese und Stadt vor!
Warum?
Tja, hätten wir weniger Konflikte.
Bräuchten wir dann noch die Polizei?
Siehe auch aktuelles Verhalten bezüglich Corona.
Usw. und so fort.
Aber zum Glück sind wir ja Frei.
Fröhliches Laufen!
Babsi
Danke für diese Tipps, wie ich mich am besten verhalte, wenn ich beim Joggen einem Hund begegne. Eine Freundin von mir wurde letztens vom Hund gebissen und hat nun einen Rechtsanwalt einschalten müssen. Damit es bei mir gar nicht erst so weit kommt werde ich demnächst auf jeden Fall auf die andere Seite des Weges wechseln und im Zweifel lieber ein paar Schritte gehen oder gar stehen bleiben. Schließlich stimmt es, dass der Trainingseffekt dadurch nicht maßgeblich beeinflusst wird, ich aber die Situation besser kontrollieren kann.
Hallo Torsten,
danke für die Tipps und den ausführlichen Post. Es ist wichtig, dass das Thema immer wieder angesprochen wird und sowohl Hundehalter als auch Dritte darauf sensibilisiert werden. Nur so können wir zusammen Zwischenfälle vermeiden.
Ich habe vor einiger Zeit mal ein paar Tipps für meine Hundehalterkollegen und auch Läufer geschrieben.
https://www.trailrunnersdog.de/verhaltenstipps-fuer-hundebesitzer/
https://www.trailrunnersdog.de/verhaltenstipps-fuer-laeufer/
Ich selbst rege mich oft genug über meine Hundehalterkollegen auf, da gibt es leider viele schwarze Schafe….
https://www.trailrunnersdog.de/trp004-anti-hundehalter-rant/
Gruß
Sascha
Hi Sascha,
danke für deine Ergänzungen – du bist ja der ausgewiesene Experte für das Thema!
Viele Grüße
Torsten