Ein Gastbeitrag von Steph Reinhardt
Du steckst in einer Lebenskrise und hast das Gefühl, es wird nicht besser? Unabhängig von professioneller Betreuung durch Ärzte, Psychotherapeuten und Fachleuten, kannst du auch selbst Dinge unternehmen, um deine Lebenskrise besser zu überstehen.
In diesem Blogpost erfährst du:
- Was eine Lebenskrise eigentlich ist
- Welche 4 Phasen eine Lebenskrise ausmachen
- Was die wichtigste Sache ist, wenn du in einer Lebenskrise steckst
- Welche 7 Sportarten dir dabei helfen können sie zu überstehen
- Warum Sport so hilfreich ist
Was ist eigentlich eine Lebenskrise?
Wir sind es in der heutigen Zeit gewöhnt, Dinge zu kontrollieren. Durch To do-Listen, Fitnesstracker und das Kalorienzählen können wir viele Lebensbereiche einer gewissen Kontrolle unterstellen. Doch das Leben an sich ist nicht planbar und wenn du plötzlich in der Lebenskrise steckst, dann trifft dich dieser Kontrollverlust besonders hart.
Ich selbst weiß aus Erfahrung, wie mich die Krebserkrankung meines Vaters und sein Tod 10 Monate später aus der Bahn warf. Wie in meinem Beispiel entstehen Lebenskrisen meist aus folgenden Situationen:
- schweren Erkrankungen nahestehenden Menschen oder einem selbst
- dem Tod enger Bezugspersonen
- Verlust des Jobs
- keinen Sinn im Leben mehr zu sehen
- Den Glauben an sich selbst verloren zu haben (es ist kein Selbstwert mehr vorhanden)
Diese Dinge hängen alle mit unserer Identität zusammen. Du bist der Sohn oder die Tochter von jemanden, dein Job macht dich zu der Person, der du bist, usw. Wenn diese Identität dann plötzlich nicht mehr klar ist oder einen “Knacks” bekommt, dann stellen wir auch alles weitere in unserem Leben sehr schnell in Frage. Zack, bist du mittendrin in einer Handfesten Lebenskrise.
Die Vier Phasen der Krisenbewältigung
Der Psychologin Verena Kast zufolge gibt es vier Phasen, die Menschen in persönlichen Krisensituationen durchlaufen:
Die erste Phase:
Du befindest dich in einem Zustand des “Nicht-Wahr-Haben-Wollens”. Der Tod eines nahestehenden Menschen/eine Krankheitsdiagnose/Das eigene Leben wirkt unwirklich. Du wehrst dich gegen diese Veränderung, was sogar zu einer Verleugnung oder Verdrängung führen kann.
Die zweite Phase:
Nach der Realisierung der Situation (nicht der Akzeptanz) und ihren Auswirkungen, folgen sog. “aufbrechende Gefühle”, wie Hoffnungslosigkeit, Trauer, Wut, Angst und/oder Schuldgefühle.
Die dritte Phase:
Sie wird als “Neuorientierung” bezeichnet. Du suchst gezielt nach Lösungen. Das bedeutet, dass du dir gestattest, dich an kleinen Dingen zu erfreuen und einen Ausweg siehst. Du bist dir sicher, dass es dir irgendwann wieder besser gehen kann und wird.
Die vierte Phase:
Nun beginnt die Akzeptanz der Situation. Du kannst noch traurig über das Erlebte sein, doch realisierst, dass Krise nun zu deinem Leben gehört und es nun weitergehen muss.
Eines der wichtigsten Dinge:
Die wichtigste Sache, wenn du in einer Lebenskrise steckst, ist der erste Schritt: Aktiv werden! Dabei ist es unerheblich, ob der Schritt dich dazu führt, dass du dir Hilfe bei jemand anderem suchst oder du selbst etwas machen möchtest.
Wenn du den amerikanischen Motivationstrainer Tony Robbins danach fragst, was dazu führt, dass sich etwas verändert in deinem Leben (und dazu zählt auch deine Stimmung & der emotionale Zustand im Zusammenhang mit einer Lebenskrise), dann sagt er: “Take massive action” (Komme richtig ins Handeln).
Ins Handeln kommst du immer aufgrund einer einzigen Sache: Indem du eine Entscheidung triffst. Die Entscheidung zu treffen, dass du dich beim Überwinden deiner Lebenskrise entweder selbst unterstützen möchtest und/oder dir auch Support von Außen holen darfst, ist elementar für das Überstehen der Lebenskrise.
Was die meisten Menschen machen ist eine Vermeidung dieser glasklaren Entscheidung und damit dem allerersten Schritt. Das kann daran liegen, dass wir manchmal in einer Lebenskrise auch einen versteckten Vorteil haben. Vielleicht erfährst du dadurch endlich mehr Aufmerksamkeit, Fürsorge und wirst netter behandelt, weil du ja diese schlimme Sache gerade erlebst. Es wird dich trotzdem auf lange Sicht kaputt machen, wenn du diese Entscheidung nicht triffst.
Wenn du gerade genau in so einer Situation steckst, dann möchte ich dir diese Zitat mit auf den Weg geben:
“In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist”
(lat.: „Anima Sana in Corpore Sano“. Dies ist nicht umsonst abgekürzt der Name eines großen Sportschuh Herstellers. Welcher das ist, darfst du nun selbst zusammen basteln.)
Und ein gesunder Körper entsteht eben vor allem durch Bewegung. Bewegung ist das absolute Kernelement unseres Lebens. Nur durch Bewegung schaffst du es beim Fahrradfahren die Balance zu halten und überhaupt richtig fahren zu können, um vorwärts zu kommen. Ich möchte dir im Folgenden gerne 7 Sportarten vorstellen, die dir helfen eine Lebenskrise besser zu überstehen. Beim Sport werden übrigens auch körpereigenen Endorphine ausgeschüttet und deine Stimmung hebt sich!
7 Sportarten, um eine Lebenskrise besser zu meistern
1. Yoga
Yoga legt den Fokus unseres Bewusstseins von Außen nach Innen. Durch viele Balance Übungen, lernen wir uns voll auf uns und den Atem zu konzentrieren. Wenn du diesen Fokus nicht hast, fällst du um oder kannst die Asanas (Yogaübungen) nicht halten. Man sagt, dass es im Yoga nicht darum geht, mit den Händen auf den Boden zu kommen, sondern was man auf dem Weg dahin lernt.
Ich mache schon viele Jahre Yoga und habe gemerkt, dass es mir geholfen hat zu akzeptieren, anzunehmen und loszulassen. Du kommst in bestimmte Haltungen im Yoga nämlich nur durch bewusstes Loslassen und nicht durch Druck oder Anspannung.
2. Pilates
Beim Pilates gibt es eine sehr bestimmte Atemtechnik und während einer Stunde konzentriert man sich neben der Bewegungsabfolge vor allem darauf, diese Atemtechnik durchzuführen. Man nennt den Effekt von einer Stunde Pilates auch als sog. “internal Shower”. Es wirkt wie eine innere Dusche. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dabei auch der Kopf innerlich gereinigt wird, man frischer und zufriedener ist.
Das sehr tiefe Atmen und Anspannen des “Powerhouses” (der Muskulatur von Beckenboden, Korsettmuskel, Zwerchfell und der vielspaltige Muskel an der Wirbelsäule) zeigt dir, dass es immer Dinge in deinem Leben gibt, die du kontrollieren kannst. Der oben beschriebene Kontrollverlust kann somit abgemildert werden.
3. Laufen
In der Steinzeit liefen wir Menschen vor allem in Gefahrensituationen. Dabei hatte es den Effekt, dass die Stresshormone, die in Folge der Gefahrensituation im Körper ausgeschüttet wurden wieder abgebaut wurden. Heute befinden wir Menschen uns kontinuierlich dem Stress ausgesetzt, doch in der Regel setzt man sich danach in Auto, die Bahn oder am Schreibtisch. Die Folge: Deine Stresshormone werden nicht abgebaut. Gerade in tiefen Lebenskrisen sind diese Stresshormone tagtäglich präsent. Wir fühlen uns machtlos, unsicher, haben Angst. Alles Zustände, die den Pegel oben halten. Wir empfinden die nahende Abgabefrist im Job oder zu viele Termine nämlich wie den Angriff eines Säbelzahntigers in der Steinzeit.
Es gibt sogar mehrere Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass moderate Ausdauersportarten, wie bspw. das Laufen positive Effekte wie weniger depressive Verstimmungen und der Rückgang von Rückenschmerzen während einer Krebstherapie haben sollen.
Wenn du denkst, dass Laufen zu schwer ist, dann fange erstmal mit dem Spazierengehen an.
4. Schwimmen
Als Jugendliche habe ich ein Jahr lang Wasserball gespielt und konnte zu Beginn nicht gut schwimmen. Also musste ich damit erst einmal anfangen. Ich fand schwimmen anfangs schrecklich. Es wurde dann immer besser. Ich habe immer von Bahn zu Bahn gedacht. In kleinen Etappen.
Genau dieses Vorgehen machen auch Spitzensportler. Es muss ca. 2007 gewesen sein, als ich den mehrmaligen Iron Man Weltsieger bei einem Vortrag meines früheren Arbeitgeber erleben durfte. Er beschrieb toll, wie er mental beim Wettkampf vorging. Er dachte ebenfalls immer nur in Etappen.
Dieser Satz von Faris Al-Sultan beeindruckte mich sehr: “Wenn ich beim Losschwimmen schon daran denken würde, dass ich noch 180 km Radfahren und noch einen Marathon vor mir habe, würde ich sofort aufhören und umdrehen.” Da denkt man doch, dass ein Profi Triathlet wie er das als “normal” ansieht solche Distanzen zurückzulegen und lediglich die Zeiten verbessern möchte.
Schwimmen kann dir daher super dabei helfen dir dieses “Etappen-Denken” anzueignen. Und jede kleine überwundene Etappe sorgt dafür, dass du Selbstvertrauen in dich und deine Fähigkeiten gewinnst.
5. Krafttraining (z.B. auch CrossFit)
Beim Krafttraining geht es darum, die Muskulatur zu stärken. Genauso, wie Krafttraining deine Muskulatur stärkt, kann es dir auch helfen mental stark zu werden. Ich selbst betreibe Krafttraining im Rahmen von der recht neuen Sportart CrossFit, die Krafttraining, Sportgymnastik & Ausdauersport vereint.
Ich habe während meiner Lebenskrise durch das Krafttraining gelernt, dass ich auch mental stark bin. Bei der Kniebeuge gibt es den Spruch: “Mach es wie bei der Kniebeuge, steh wieder auf, egal wie schwer das Gewicht auf deinen Schultern ist.”
Durch die Konzentration auf die Bewegungsausführung kann Krafttraining wie eine Art Meditation in Bewegung wirken. Man ist sehr achtsam und konzentriert sich auf die Bewegung und nicht mehr nur auf diese Krise.
6. Mannschaftssport:
Neben den oben genannten Einzelsportarten, möchte ich dir unbedingt noch den Mannschaftssport ans Herz legen. Bei Mannschaftssport, wie Fußballspielen, Handball, Badminton und Volleyball brauchst du Menschen, die mitmachen und wirst damit unweigerlich Sozialkontakte wahrnehmen. Wir Menschen sind “Rudeltiere” – wir haben den Drang mit anderen Menschen zusammen zu sein. Wenn wir in einer Lebenskrise stecken, kann es manchmal sein, dass wir ein anderes Gefühl haben und uns eher distanzieren möchten. Trotzdem hilft es, wenn wir doch gezwungenermaßen “unter Leute” kommen. Durch unsere Sozialkontakte haben wir eine Art Sicherheitsnetzwerk. Die Gewissheit, dass es Menschen gibt, auf die wir “zählen” können, kann uns in einer Lebenskrise weiterhelfen.
7. Ein sportlicher Wettkampf/eine herausfordernde Wanderung:
Vor allem, wenn du selbst an einer schlimmeren Krankheit erkrankt bist, kann auch nach einer Heilung das Vertrauen in den eigenen Körper gestört sein. Wichtig ist es daher, wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu fassen.
Hierfür eignet sich hervorragend ein kleinerer sportlicher Wettkampf (z.B. ein Volkslauf) oder eine herausfordernde Wanderung. Das Ergebnis, wenn du es geschafft hast, ist ein Erfolg. So klein er auch sein mag, er schenkt dir neues Selbstvertrauen und macht deinen sog. Ressourcen-Rucksack voll. Den Ressourcen-Rucksack nenne ich die Gesamtheit aller Dinge, die wir als Erfolg verbuchen können in unserem Leben und auf die wir zurückblicken können, um für neue Herausforderungen Kraft zu ziehen.
Je nach Stärke deiner Lebenskrise kann es auch schon ein Erfolg sein, morgens dein Bett zu machen oder dir eine Mahlzeit zuzubereiten sowie Duschen zu gehen. Orientiere dich an deinen Maßstäben, nicht daran, wie weit andere sind.
Welche Sportart ist am besten?
Welche Sportart für dich am besten geeignet ist, ist komplett individuell. Das wichtigste ist, dass du Spaß an der Bewegung hast. Bei einigen sind ruhigere Sportarten gut geeignet. Neben dem oben genannten Yoga, könnte das auch Tai-Chi oder Golf sein. Hierbei braucht es extreme Konzentration, aber viel weniger körperliche Anstrengung als beim Ausdauersport. Da es Vielen Menschen (bspw. auch Burn-out Betroffenen) schwer fällt, auf Knopfdruck zu entspannen, bieten sich solche Sportarten, bei denen man mal etwas ausgebremst wird, aber nicht komplett in die Stille geht wie beim Meditieren, an.
Noch eine interessante Untersuchung zu dem Thema Depression und Bewegung:
An der Duke University in North Carolina sollten 55 depressive Patienten bis zu 14 Minuten auf einem Laufband so schnell laufen, wie sie konnten. Vor und nach dem Versuch wurde ihre Stimmung anhand eines Fragebogens bewertet. Das Ergebnis war folgendes:
Im Schnitt wurden die Symptome der Depression um rund 80 Prozent reduziert. Nach eigener Aussage fühlten sich die Patienten energiegeladener als zuvor.
Fazit:
Die Fähigkeit mit Lebenskrisen und Umständen von Außen, die nicht als “normal” für uns gelten “gut umzugehen” nennt man übrigens Resilienz. Wenn du ein resilienter Mensch bist, gehörst du zu den sog. “Stehaufmännchen”, die immer wieder aufstehen, egal wie oft man sie umwirft. Resilienz kann man lernen.
Bewegung kann dir auf jeden Fall helfen, dich mental bei einer Lebenskrise zu stärken. Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass es grundsätzlich nie schadet, von daher empfehle ich dir dem ganzen einen Versuch zu geben.
Ich weiß, dass es sehr schwer sein kann, sich aufzuraffen. Während der Zeit als es meinem Vater sehr schlecht ging, habe ich vor allem den Sport als Anker in meinem Leben gehabt. In einer Kleingruppe habe ich CrossFit trainiert und konnte dort während des Workouts Stresshormone abtrainieren. Da beim CrossFit Workout immer die Wiederholungszahl mitgezählt wird, glich es für mich fast einer Meditation, da ich mich ganz achtsam mit dem Zählen beschäftigen musste und so meine Kopfgrübeleien ausgeschaltet wurden.
Kleiner Motivationshack zum Einstieg:
Ich habe für mich die 1.Minuten Regel implementiert. Auch wenn ich auf etwas gar keine Lust habe, dann starte ich 1 Minute damit. Wenn ich dann wirklich nicht mehr mag, darf ich aufhören. So wurde aus dem ein oder anderen Workout zu dem ich mich nicht aufraffen konnte schon eine erste Minute, dann eine zweite und plötzlich 20 Minuten. Probier es mal aus!
Und der Geheimtipp heißt natürlich wie bei eigentlich allen Dingen im Leben – von gesunder Ernährung, besserem Schlaf und auch Bewegung: Regelmäßigkeit!
ACHTUNG: Wenn du dich immer nur ablenken willst und dadurch immer mehr Sport machst anstatt dich auch bewusst mit der Situation auseinanderzusetzen, kann Sport auch das Gegenteil bewirken. Wie bereits weiter oben erwähnt: Balance ist der Schlüssel, sonst bleibst du ggf. in der ersten Phase des “Nicht-Wahr-Haben-Wollens” hängen.
Bei ernsthaften Erkrankungen wie einer Depression kann Sport als unterstützende Therapiemaßnahme eingesetzt werden. Bitte gehe immer zum Arzt. Die Ratschläge in diesem Artikel gelten niemals als Ersatz für eine ärztliche Behandlung oder andere dafür vorgesehene Behandlungsmaßnahmen. Wenn du nicht mehr weiter weißt, dann melde dich bitte jederzeit Telefonisch an die Telefonisch Seelsorge und hole dir hilfe (Telefon: 0800/111 0 111 oder Telefon: 116 123).
Die Autorin
Steph ist Ernährungsberaterin, Mentaltrainerin & Podcasterin (“Motivation Punk”). Auf ihrem Blog schreibt sie über das Thema Persönlichkeitsentwicklung, Motivatin & Mentale Stärke. Ihre Mission ist es, möglichst viele Menschen dazu zu bringen, ein erfülltes Leben aktiv zu gestalten.
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