Man sollte eigentlich im Leben niemals die gleiche Dummheit zweimal machen, denn die Auswahl ist so groß. (Bertrand Russell)
Nachdem ich 2008 den Entschluss fasste, wieder sportlicher zu werden, begann eine Entwicklung, die ich damals nicht einmal zu Träumen gewagt hatte.
Ursprünglich wollte ich meine Lethargie bezwingen und ein paar überflüssige Pfunde loswerden. Geworden ist es eine völlig andere und bessere Lebenseinstellung.
Doch darum soll es heute gar nicht gehen, heute möchte ich mit dir meine Fehler analysieren. Denn natürlich habe auch ich am Anfang einige Fehler beim Sport gemacht.
Fehler, auf die ich nicht stolz bin, die aber zu meinem Weg dazu gehören. Und wer weiß – vielleicht helfen dir die Impulse, diese Fehler bei dir zu vermeiden.
Die Pausen nach dem Einstieg
Nach meinem Entschluss kurz nach Jahresbeginn legte ich los. Mühsam kämpfte ich mich Stück für Stück und Meter für Meter in meinem sportlichen Leben voran. Ein kleiner Volkstriathlon 4 Monate nach dem Einstieg war mein Anker und Fixpunkt, den ich schaffen wollte.
Aus der anfänglichen 15minütigen Laufrunde wurden die notwendigen 5 Kilometer. Aus den regelmäßigen Pausen nach jeder Bahn im Schwimmbad, wurde 2, 3 und schließlich die notwendigen 400m. Und auch mit meinen alten klapprigen MTB waren die 20km möglich. Ich erreichte mein Ziel – mit viel Enthusiasmus und nicht als letzter. Doch was folgte dann?
So richtig war mir das nicht klar und so wurde aus den regelmäßigen Trainingseinheiten schnell wieder unregelmäßige. Zum Glück kam mir der rettende Gedanke in Form eines Radurlaubes. So hatte ich wieder ein Ziel und fuhr im Sommer 2008 mit dem Rad in 12 Tagen die Elbe von Cuxhaven bis in die sächsische Schweiz. Nächstes Ziel abgehakt und nun?
Danach passierte nichts. Ich dümpelte wieder vor mich hin, der Sport wurde immer weniger und Stück für Stück gewann die Couch erneut die Oberhand. Doch warum – ich hatte doch einiges erreicht und wusste, wie gut mir das tat?!
Zum einen hatte ich kein Ziel – keinen Leuchtturm auf den ich hin steuere. Ich brauche das einfach, ein Wunsch wie „Ich will fitter werden.“ genügt mir nicht. Es ist einfach viel zu schwammig.
Ein weiterer Grund war, dass Sport noch keine Gewohnheit geworden war. Wie bitte? Da war ich ein gutes halbes Jahr aktiv und dann soll Sport keine Gewohnheit sein? Richtig – denn ich trainierte unregelmäßig und unstrukturiert.
Hatte ich an den einen Tag keine Lust auf Schwimmen, ging ich Laufen oder Radfahren. Feste Trainingstage gab es einfach nicht und irgendwie überforderte mich die Vielfalt, als ich schließlich kein konkretes Ziel mehr vor Augen hatte.
Und so schlich Stück für Stück der Schlendrian wieder in mein Leben ein. Zum Glück erkannte ich diesen Missstand und zum Glück war die Faszination Triathlon so groß, dass ich mir für 2009 schließlich ganz konkrete und ambitionierte Ziele setze. Ziele für die ich Feuer und Flamme war und lichterloh brannte. Mit beinahe fatalen Folgen…
Im Tunnel oder warum ich das Leben vergaß
Nach der Initialzündung gab es für mich nur noch eines – Sport. Naja fast zumindest, denn arbeiten ging ich natürlich schon noch und das noch immer nicht gerade wenig.
Aber abseits des Jobs zog ich mich immer mehr aus dem Sozialleben zurück.
Was trainiere ich als nächstes und wann findet dieses Training statt. Wie kann ich mich verbessern und wo gibt es die besten Lauf- und Radstrecken? Solche Fragen bestimmten mein Leben.
Wenn ich nicht trainierte, beschäftigte ich mich mit Sport. Las unheimlich viel und schaute Videos zum Thema. Ich verschlang alles, was ich zwischen die Finger bekam.
Die Folge? Es bestimmten nur noch zwei Themen mein Leben: Sport und Arbeit – in der Reihenfolge. Meine Freunde konnten warten und meine Familie ebenso! Und Verständnis sollten sie auch dafür haben.
Hatten sie natürlich nicht und das völlig zurecht. Ich war wie besessen vom Thema Sport, völlig im Tunnel und zog mich immer mehr zurück. Irgendwann bei einem der seltenen Treffen kam das zur Sprache. Erst zaghaft und dann immer deutlicher.
Und wenn ich ehrlich zu mir selbst wahr: Ich vermisste sie – vermisste den Spaß den wir gemeinsam hatten, die guten Gespräche über alles mögliche, was nicht mit Sport und dergleichen zu tun hatte. Natürlich gestand ich mir das nicht ein – noch nicht.
Und so ging das einige Monate so und plötzlich wurden auch die Nachrichten weniger. Immer seltener kam ein Anruf, ob und was wir unternehmen wollen und irgendwann haben auch sie keine Zeit mehr, wenn ich welche hatte.
Erst nach der Saison 2009 wurde mir das so richtig bewusst. Wie aber sollte ich das Problem lösen? Ich hatte doch keine Zeit! Und Sport war mir nun einmal sehr wichtig geworden. Die Lösung lag wo ganz anders.
Mein Problem war – ich verschwendete Zeit. Sinnlose Wartezeiten, nutzte keine Wege zum Training und zum Entspannen konsumierte ich sinn- und ziellos TV oder surfte orientierungslos im Netz herum. Das Wort Effektivität fiel mir maximal im Zusammenhang mit meinem Job ein.
Als das Klick machte, wurde es besser. „Quality Time“ heißt im englischen das Zauberwort. Und jede Minute mit Familie und Freunden ist genau das: unheimlich wertvoll.
Ich ordnete meine Prioritäten neu und konnte plötzlich all das Stück für Stück unter einem Hut bringen: Familie / Freunde – Arbeit – Sport – das war (und ist) die richtige Reihenfolge.
Wenn du jetzt denkst, dass ich in der Folge weniger Zeit für Sport hatte, täuschst du dich. Das Gegenteil war der Fall – ich nutzte meine Zeit nur viel besser.
Ich überschätzte mein Leistungsvermögen
Beim zweiten Anlauf lief es in Sachen Sport richtig rund. Schnell wurden aus 5km, 10 und mehr. Ich wurde gefühlt jede Woche schneller und besser.
Besonders beim Laufen spürt man die Fortschritte sehr sehr schnell. Im Sommer 2009 sollte erst einmal mein erster Olympischer Triathlon folgen. 1,5km Schwimmen, 40km Radfahren und 10km Laufen – das Ziel war ambitioniert, doch ich schaffte es.
Und wollte sofort mehr – keine 6 Wochen später sollte mein erster Halbmarathon folgen. Die Grundkondition war da, ich war gut trainiert. Doch Läufe jenseits der 15km hatte ich noch nie gemacht.
Halbherzig absolvierte ich ein paar Läufe bis zu 18km – ging einigermaßen. Dann das Rennen – zusammen mit zwei Arbeitskollegen war ich dort und die hatten sich Zielzeiten ausgesucht. So auch ich – meine Premiere sollte mich in den Bereich von 1:50h bringen.
Keine Ahnung wieso – aber das war viel zu schnell. Am Start gelang es mir gut, das Tempo zu finden. Doch bereits nach 10km wurde ich langsamer. Ich biss mich noch durch bis knapp vor Kilometer 19 und da lauerte er – der Mann mit dem Holzhammer.
Zwei, drei heftige Hiebe und es ging gar nichts mehr. Rien ne va plus – der Ofen war aus. Ich schleppte mich von dort natürlich noch gehend ins Ziel – doch brauchte ich für die letzten beiden Kilometer fast 20 Minuten! Nochmal so lang brauchte ich nach dem Rennen, um die Treppen aus dem Stadion zu überwinden…
Ein Jahr später eine ähnliche Geschichte: Ein Mitteldistanz-Triathlon sollte es werden. Mein erster! 2km Schwimmen, 80km Radfahren und 20km Laufen waren gefordert. Und wieder war es der Kollege, der mich zum Start überredete.
Nachdem ich das erste Jahr Brustschwimmend unterwegs war, hatte ich kurz vor dem Rennen Kraulen gelernt. War aber natürlich noch nie 2 km geschwommen und auch nie mit anderen gemeinsam gekrault. Und die dritte Premiere war ein Neoprenanzug, den ich mir erst kurz vorher besorgt hatte.
Das Ergebnis – kraulen konnte ich keine 100m, danach bekam ich Panik und wechselte auf Brust. Doch im Neo ist das alles, nur nicht sinnvoll. Krämpfe waren die Folge und ich war heilfroh, dass der Wettkampf in einem Kanal statt fand und ich an den Rand schwimmen konnte. Die Wasserwacht beachtet mich schon argwöhnisch als ich als vorletzter aus dem Wasser krabbelte.
Auf dem Rad wurde es ein einsames Rennen. Müde fuhr ich kurz vor dem zweiten Wechsel auf dem Auflieger, als plötzlich eine Katze aus dem Maisfeld schoss und mir direkt vors Rad lief. Die Folge – ein kapitaler Sturz und einige Schürfwunden.
Schlimmer waren jedoch die Wunden im Kopf und so beendete ich das Rennen nach einer Erstversorgung der Abschürfungen, auch wenn die sicher ein Weiterlaufen ermöglicht hätten.
Zwei Geschichten – zweimal die gleichen Ursachen. Ich überschätzte mein Leistungsvermögen und ließ mich von anderen leiten. Das legte ich in der Folge ab und siehe da – (fast) alles ist möglich…
Die 7 häufigsten Fehler beim Sport – welchen hast du am Anfang gemacht?
Das waren meine drei größten Fehler. Teils sehr unangenehm, aber doch extrem lehrreich. In einem Artikel habe ich dir die 7 typischsten Anfängerfehler zusammen gefasst. Wahrscheinlich hast auch du mindestens einen davon gemacht, oder?
Welcher Fehler war das? Schreib mir doch in den Kommentaren, was du heute anders machen würdest.
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Über den Autor: Torsten Pretzsch
Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.
Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.
Also Punkt 2 ist sehr interessant. Mir ging es genau so.
Ich war total sportbegeistert, regelrecht besessen und habe mich auch dementsprechend verausgabt. Das hatte zur Folge das ich an den Wochenenden, wo die Freunde etwas mit mir machen wollten, total platt war und schon früh ins Bett gegangen bin. Heute weiss ich das ich übertrainiert war. Auch während der Woche drehte sich alles um Sport. Den Rest der Zeit habe ich auf der Arbeit verbracht und konnte es kaum erwarten nach Feierabend ein par Runden zu drehen.
Ruhezeiten gab es für mich nicht, aus heutiger Sicht war das ein absoluter Fehler und ich gehe auch nicht mehr so früh schlafen wie damals und lasse auch mal Fünfe gerade sein.
Sehr gute Einstellung und offensichtlich ist es ein Lernprozess, den wir beide durchmachen mussten.
Viele Grüße
Torsten
Aua, gleich beim ersten Punkt fett erwischt. Okay. Kalender raus und zweiten Wochentag festlegen, zum nächsten Volkslauf anmelden. Meine persönliche Ergänzung wird sein: mir eine Trainingsgeuppe vor Ort suchen.
Klingt doch gut – wobei das Ziel nicht zwangsweise ein Volkslauf sein muss. Und sicher gibt es auch in Hameln eine Gruppe für dich. Viel Erfolg!
Bin im November 2016 wieder eingestiegen.
Jetzt bin ich 43 Jahre und bin die letzten 20 Jahre immer wieder gelaufen, mal mehr, mal weniger. Vor fünf Jahren bin ich sehr intensiv gelaufen, schaffte die 10 Kilometer knapp unter einer Stunde. Obwohl ich fast jeden Tag trainierte, konnte ich meine Leistung nicht erhöhen. Das hat mich so verärgert, dass ich meine Laufschuhe eine Zeitlang an den Nagel hängte.
So jetzt bin ich wieder da, auch motiviert durch meinen 18 jährigen Sohn, der Triathlet ist. Ich selbst bin voll motiviert, habe mir auch eine Lauftrainerin genommen, weil ich mir einen Marathon als Ziel gesetzt habe. Und jetzt bekomme ich einen Rückschlag nach den anderen. Anfang Dezember hatte ich plötzlich Schmerzen im Lendenrückenbereich, nach einer Woche waren sie weg, jetzt Mitte Jänner die gleiche Geschichte wieder. Ich habe aber bemerkt, dass die Schmerzen in der Bewegung weggingen und habe brav weitertrainiert, laufen , kraulen, Stabiübungen, Kräftigungsübungen, Langlaufen. Bis voringen Donnerstag mich plötzlich Schmerzen in meiner rechten Schulter überrollten und ich meinen Arm nicht mehr bewegen konnte. Eigentlich suche ich nicht so schnell einen Arzt auf, doch diesmal waren die Schmerzen, auch in der Ruhestellung so stark, dass ich schon am Freitag bei einer Fachärztin war. Akutes Impingement in der rechten Schulter ist die Diagnose. So, wie soll ich jetzt weiter? Voll motiviert weiter zu sporteln, ausgebremst vom eigenen Körper. Vielleicht sollte ich es langsamer angehen?
Das klingt aber wirklich nach einem etwas zu heftigem Start. Für gerade mal zwei Monate im Training bürdest du dir wohl wirklich etwas viel auf. Mach mal langsamer und beginne mit maximal 2-3 Sporttagen pro Woche. Erst wenn dein Körper das locker wegsteckst, kannst du mit 4 weiter machen. Und so weiter… Die Ruhetage sind extrem wichtig, gerade wenn man 40+ ist. Hier mal noch ein Lesetipp:
https://www.ausdauerblog.de/sport-ab-40/
Viele Grüße
Torsten