„Machs dir im Training schwer, dann wird es im Wettkampf leichter.“ (Emil Zátopek)
Es ist Sonntag Abend und ich bin müde und kaputt. Aber auch furchtbar aufgekratzt und happy. Warum? Ich war heute beim Achenseelauf am Start – meine Generalprobe für den Berlin-Marathon. Und damit meine Emotionen möglichst roh und ungefiltert bei dir auf dem Bildschirm landen, setze ich mich dennoch hin und haue in die Tasten.
Ich möchte dich allerdings schon einmal warnen, denn dieser Post wird schamlose Werbung sein. Werbung für die ich keinerlei Gegenleistung erhalten habe und die ich so aus freien Stücken liefere. Wobei halt – keine Gegenleistung? Stimmt das denn?
Ist ein perfekt organisiertes Rennen mit jede Menge engagierter Helfer, eine Strecke in Traumkulisse und alles in allem ein echtes Lauferlebnis etwa keine Gegenleistung? Aber ich greife vor…
Warum ausgerechnet der Achenseelauf?
Als ich vor 14 Wochen ins konkrete Marathontraining eingestiegen bin, habe ich nach einem Halbmarathon zur Vorbereitung gesucht. Und irgendwie nichts passendes gefunden. Zumindest nichts, was mich direkt angesprochen hat.
Ende August / Anfang September sind die Laufwettbewerbe in Bayern durchaus rar gesät, denn es sind hier noch immer Sommerferien. Also mal nach Österreich schauen – liegt ja schließlich vor der Haustür und ich bin ohnehin sehr oft dort. Da sah es schon besser aus und je mehr ich suchte, fiel mir immer wieder der Achenseelauf vor die Nase, der fest am ersten Septemberwochenende seinen Termin im Kalender stehen hat.
Achensee – eine richtig schöne Gegend in Tirol und auch so nah. Und überhaupt – wäre da nicht die ungewöhnliche Distanz von 23km und vor allem der nicht zu unterschätzende Trailanteil, der immer wieder erwähnt wird. Sowas hab ich noch nie gemacht, aber wie sagte bereits Pipi Langstrumpf sinngemäß so passend:
„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ 😉
Also schon einmal ein Hotel gebucht, nur um dann eine Woche vor dem Event festzustellen, dass ich die Anmeldung ganz vergessen hatte. Na bravo – aber zum Glück ist Nachmelden bei den meisten Laufevents gar kein Problem. So natürlich auch am Achensee.
Das liebe Wetter
Während einige Regionen in Deutschland den Sommer eher durchwachsen sahen, wurde in München der drittheißeste Sommer seit der genauen Aufzeichnung registriert. Aber was schreib ich eigentlich von Sommer?
Eine Dienstreise führte mich Mittwoch bis Freitag nach Graz in die Steiermark und da gab es noch den Sommer mit Temperaturen an die 30 Grad und Sonne satt. Selbst Freitag früh war es bei meinem letzten Trainingslauf noch wunderbar schön und warm. Doch das sollte sich ändern.
Mit jeden Kilometer den ich im Auto Richtung Achensee fuhr, wurde es kälter und regnerischer. In Pertisau angekommen waren es gerade mal 11 Grad. ‚Ganz schön bescheiden’, dachte ich ohne zu ahnen, dass das noch der Rekord für das Wochenende bleiben sollte. Der herzliche Empfang in meinem empfehlenswerten Hotel (Das Liebling) ließen aber kein Trübsal aufkommen. Nach einem Locationcheck war ein uriges Lokal für das deftige Abendessen war auch schnell gefunden.
Der Samstag präsentierte sich dann mit Dauerregen. Und wenn ich sage Regen, dann meine ich das auch so. Nicht nieseln oder hin und ein Schauer – nein es regnete echte Bindfäden. Bis in den Nachmittag und am Abend wieder. Was für trübe Aussichten!
Wenn du jetzt denkst, was jammert der hier rum – ein bisschen Regen stört beim Laufen doch kaum, dann magst du einerseits Recht haben. Andererseits steigerte sich mein Respekt vor der Strecke in ein bisschen Angst vor den rutschigen und nassen Trails. Erst recht, wo mich einige frühere Teilnehmer extra davor warnten.
Raceday – wenn man die Früchte erntet, die man gesät hat…
Sonntag wachte ich sehr früh und mit einem flauen Gefühl im Magen auf. Und ich freute mich darüber, denn da war dieses Kribbeln, welches ich vor guten Wettkämpfen brauchte. Auch der Blick aus dem Fenster auf die verschneiten (!!!) Berge trübte die Vorfreude nicht. Jetzt nicht mehr! Nach einem eher spärlichen und für mich ungewöhnlichen Frühstück machte ich mich bereit. Bereit für den Achenseelauf. Pünktlich zum Start hörte es auch auf mit dem Regen – der Sprecher sprach von einem Vertrag mit Petrus und hat Wort gehalten. Die Temperatur war etwa 9 Grad und wenn man mal ganz ehrlich ist, sind das richtig gute Laufbedingungen. Eben abgesehen von der vielen Nässe auf den Wegen.
Meine Taktik für das Rennen sah vor, die ersten 15km als Tempolauf etwa 10 Sekunden schneller als die geplante Marathonzeit zu laufen und dann in den Trails deutlich das Tempo heraus zu nehmen. Gesagt getan und ich fand inmitten der etwa 1000 Starter schnell und gut einen Rhythmus. Hängte mich mal an den einen, mal an die andere Läuferin und ließ mich am Ufer entlang ziehen.
Österreichs schönster Panoramalauf
Der Achenseelauf rühmt sich als Österreichs schönster Panoramalauf. Und das will was heißen, in der an schöner Landschaft nicht eben armen Alpenrepublik. Auch wenn die tiefhängenden Wolken den freien Blick auf die Berge verhinderten, so konnte man mehr als ahnen, dass das keineswegs übertrieben ist. Das Tempo war fordernd, aber nicht unangenehm und so konnte ich mehr als einmal einen Blick riskieren.
Die Kilometer flogen in der schönen Landschaft dahin, das anvisierte Tempo konnte ich perfekt halten und so waren die ersten 2 Drittel nach rund 78 Minuten Geschichte. Eine Geschichte, die zu diesem Zeitpunkt für den kenianischen Sieger schon vorbei war. Für mich würde nun der schwierigere Teil kommen, denn kaum begannen die ersten schwierigeren Trailabschnitte lief ein wenig die Angst mit. Die Angst vor dem Umknicken und dass das mühevolle bisherige Marathontraining umsonst gewesen sein sollte.
Der Trailanteil – so „schlimm“ war es wirklich
Also Tempo raus und die Konzentration erhöht. Zum Glück fühlte ich mich gut und war noch nicht sehr müde. Der Steig zur Gaisalm ist stellenweise richtig ausgesetzt, steil, schmal und war wie erwartet extrem nass. Aber er bot auch traumhafte Blicke in den Abgrund und auf den See – zumindest für den, der diesen Wanderweg genussvoll geht. Für mich als Läufer blieb der Blick auf die nächsten Meter und die da kommenden Hindernisse gerichtet.
An besonders engen und schwierigen Stellen kam es stellenweise zu kurzen Staus. Mir war das sehr recht und überhaupt muss man die Läufer loben. Kaum einer, der da vorbei drängelte und alle konzentriert und gut drauf. So sollte das sein!
Apropos Nässe – ich hatte mich für meine wasserdichten Goretex-Laufschuhe entschieden und traf eine goldrichtige Wahl. Es ging durch Wasserfälle, unter natürliche Duschen und durch unzählige Pfützen und trotzdem hatte ich nie das Gefühl nasser Füße. Und auch das Profil der Brooks war mehr als ausreichend, auch wenn es keine richtigen Trailschuhe sind.
Der Trail war anstrengend, für mich mehr geistig als körperlich. Aber er war auch extrem kurzweilig und es hat Spaß gemacht. Hört, hört – das könnte ich mir durchaus vorstellen, öfters zu machen. Ist man doch auf den Trails mehr mit der Natur beschäftigt und schaut dementsprechend nicht auf die Zeit. Kann mir sicher das eine oder andere mal nicht schaden…
Mit diesen Gedanken im Kopf ging es schließlich auf die letzten beiden Kilometer wieder am See entlang. Und hier wollte ich es noch einmal wissen und gab richtig Gas. Und es lief gut – richtig gut und so stand ich nach etwa 2:18h im Ziel in Pertisau. Zufrieden und glücklich – es war definitiv die richtige Entscheidung bei diesem perfekt organisierten und wunderschönen Lauf teilgenommen zu haben.
Und was bedeutet das für Berlin?
Der Achenseelauf sollte ein Prüfstein auf dem Weg nach Berlin sein. Wohl wissend, dass einerseits 3 Wochen vor dem Marathon ein perfekter Zeitpunkt für einen solchen Prüfstein sein würde. Anderseits aber auch keine Chance, das Training irgendwie zu korrigieren.
Als Fazit bleibt – brauch ich auch nicht, denn ich habe offensichtlich bisher vieles richtig gemacht. Die Zweifel der letzten Wochen sind einer Zuversicht gewichen.
Berlin kann kommen!
Die Woche in Zahlen:
- 40,7 km in 3:55h
- Achenseelauf 2017: 2:18:39h
Das plane ich diese Woche
Diese Woche soll nach einem ruhigen Start noch einmal am Wochenende ein Schwerpunkt in Sachen Länge gesetzt werden. Die Pace ist ja zum Glück da. Also plane ich Freitag einen lockeren 15km-Lauf bevor am Sonntag der letzte 30er geplant ist. Und wenn es gut läuft, auch im letzten Drittel mit einem Anteil im geplanten Renntempo. Die letzte harte Trainingswoche also, bevor es dann ins Tapering geht.
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Über den Autor: Torsten Pretzsch
Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.
Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.
Hallo Torsten,
die Beschreibung klingt traumhaft und ich werde mir den mal notieren als Ziel für die nächsten Jahre.
Danke!
Beste Grüße,
Gerd
Cooler Bericht über einen geilen Lauf, war auch das erste Mal am Start und hatte meinen Spaß! Schön, dass auch andere so begeistert waren von dem Lauf! Viel Erfolg für Berlin (bei mir solls Frankfurt werden, 1. Marathon!)!
Grüße Alex aus Schwabach
Hi Alex,
freut mich, dass der Bericht dir gefällt. Schau gleich mal bei dir vorbei und drücke die Daumen für Frankfurt!
Viele Grüße
Torsten
Ja, der Achenseelauf ist ein Erlebnis! Ich habe 2013 auch teilgenommen, allerdings als Team mit meiner Tochter. Und bei Kälte und strömendem Regen…von der ersten bis zur letzten Sekunde…und trotzdem war es toll!
Ja der Achensee ist auch bei schlechtem Wetter eine Reise wert. 😉