Ein Gastbeitrag von Dani Fazekas
Yoga und Ausdauer – welche Gemeinsamkeiten haben die wohl? Auf den ersten Blick scheint der Bogen weit gespannt, tatsächlich liegen diese beiden Themen nah beieinander. Yoga ist kein Allerheilsmittel und Yoga ist nicht gleich Yoga, doch wenn du weißt, was du daran hast und wie du es einsetzt, kann es der kleine Vorsprung sein, der dich beim nächsten Mal zum Gewinner oder zur Gewinnerin macht. Gewinnen gegen wen? Das ist nicht die Frage, die Frage ist für wen. Egal ob du im Wettkampf gegen andere SportlerInnen stehst oder gegen das „Ich“ vom letzten Mal, ob du gegen die Uhr kämpfst oder gegen mentale Schwächen, das Ziel ist immer für dich zu gewinnen.
Topleistung setzt sich aus verschiedenen Komponente zusammen, die zur richtigen Zeit optimal zusammenarbeiten müssen. Eine Komponente ist deine körperliche Voraussetzung. Die kannst du bis zu einer natürlichen physiologischen Grenze trainieren. Diese Grenze ist allerdings nicht zu ändern und ergibt sich aus deiner Genetik, körperlichen Konstitution, Gegebenheiten im Bewegungsapparat, physiologische Bedingungen etc.
Du brauchst aber auch mentale Stärke. Das spannende daran ist, dass du sie von null bis zur Unendlichkeit antrainieren und verbessern kannst. Es gibt keine natürliche Grenze, solange du keine setzt. Unzählige Beispiele (nicht nur aus dem Sport) unerwarteter Leistungen zeigen die Wichtigkeit mentaler Stärker.
Leistung = Atmung + Kontrolle
Die Atmung ist ein wichtiger Bereich im Sport, schließlich lässt sich am Atmungssystem sehr viel abmessen, Stichwort VO2max, und das Training entsprechend gestalten. Anhand der Atmung kannst du allerdings auch deine Emotionen verändern. Schnelle Atmung ist anregend, hebt den Puls, aktiviert, verlagert die Versorgung vom Zentrum in die Extremitäten und steigert die vorhandene Emotion. Wenn du etwa gestresst bist oder unter Druck wird dieses Gefühl durch schnelle Atmung intensiviert. Sobald du deine Atmung bewusst veränderst und verlangsamst, verändern sich auch deine Emotionen. Du wirst ruhiger, klarer, das Gehirn wird wieder besser versorgt, weil die Aktivierung von den Extremitäten zurück in die Körpermitte wandert und du kannst besser denken.
Warum ist das wichtig?!
Kontrollierte Atmung ermöglicht dir deine Gedanken zu kontrollieren und damit auch deine Konzentration sowie deinen Fokus. Das brauchst du, um deine volle sportliche Leistung erbringen zu können. Du musst deine Bewegungstechnik über lange Strecken hinweg aufrechterhalten. Deine Bewegungsökonomie kann nicht dem Zufall überlassen sein. Dein Kopf muss zu 100% da sein, wo dein Körper ist. Du musst ruhig und klar denken und kannst es dir nicht leisten, dass deine Gedanken unkontrolliert Emotionen auslösen, die deine Leistung vielleicht hemmen.
Wie du zu 100% da bist, wo du sein sollst
Durch Yoga erlernst du deine Atmung mit deiner Bewegung bewusst zu synchronisieren.
„Einatmung Upwardfacing Dog, Ausatmung Downwardfacing Dog, Einatmung rechtes Bein steigt nach vorne zu Highlunge, Austamung Warrior two, etc.“, was sich beim ersten Mal wie ein Geburtsvorbereitungskurs anhört, hat durchaus seine Berechtigung. (Ehrlich gesagt, ich war noch nie in einem Geburtsvorbereitungskurs, aber TeilnehmerInnen haben das zu mir gesagt 😉 )
Jede Bewegung ist mit einer Ein- und Ausatmung verbunden. So lernst du nicht nur bewusst und kontrolliert zu atmen, sondern auch deinen Fokus zu halten. Denn Atmung und Posen so nebenbei richtig zu synchronisieren, ist ziemlich schwer.
Das gibt neue Energien frei, die du für deine sportliche Leistung einsetzen kannst, denn du bist geistig zu 100 Prozent da, wo du es sein sollst und brauchst. Durch Yoga kannst du in Ruhe herausfinden, was genau mit deinem Körper und deinem Geist passiert, wenn du unterschiedlich atmest und es dann in den wichtigen Situationen gezielt einsetzen. Du erlernst Techniken, wie du dein Nervensystem anregst oder kalmierst.
Erich Schiffmann hat in seinem Buch „Yoga. The Spirit and Practice of Moving into Stillness“* zwei wundervolle Kommentare geschrieben, die, wie ich finde für Yoga genauso wie für jede andere Sportart gelten: „The quality of your yoga and your life, depends solely on how interested you are in the doing of it.“ und „Strenthening your capacity for attention is the real key to yoga and your breathing is the key to this capacity. This is more important than being able to touch your toes (…)“.
Was heißt das für deine sportliche Leistung?
Das heißt, dass deine Leistung stark von deinem Interesse für die Sache, deiner Aufmerksamkeit und Konzentration sowie deiner Fähigkeit den Fokus zu behalten abhängt. Doch auch das muss trainiert werden, denn kurzfristig Feuer und Flamme für etwas zu sein, ist nicht schwer. Jedoch auch in schwierigen Phasen durchzuhalten, fokussiert und zu 100 Prozent dabeizubleiben, ist die hohe Kunst. Das gelingt nur, wenn dein Bewusstsein trainiert ist. Mit Yoga kannst du diese Kunst erlernen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Yoga bedeutet Unity, Einheit. Ich überlasse dir die Interpretation von „Einheit“. Eine auf Sportleistung bezogene Definition kann die Verbindung deiner körperlichen und mentalen Stärke meinen. Etwas konkreter: Deine körperliche Verfassung einen Marathon zu laufen und deine Intention, es tatsächlich auch zu schaffen, was immer auf den 42 Streckenkilometern passiert.
Ein Beispiel: Du läufst einen Marathon. Bis jetzt war alles okay und du bist top motiviert, in absehbarer Zeit über die Ziellinie zu laufen. Bei Kilometer 32 bekommst du plötzlich Schmerzen im Oberschenkel, die du vorher noch nie hattest.
Szenario 1:
Du fokussierst dich auf den Schmerz, deine Gedanken und damit deine Aufmerksamkeit richten sich auf den schmerzenden Oberschenkel. Damit spürst du den Schmerz intensiver, wirst nervös und bekommst Angst, dass der Schmerz so stark wird, dass du nicht weiter laufen kannst. Deine Atmung wird schneller, deine Sauerstoffzufuhr verändert sich, damit auch deine Bewegungsökonomie und dein körperliches Ressorcenmanagement. Du wirst müde, der Schmerz intensiver. Du musst bei Kilometer 35 abbrechen, obwohl du körperlich fit genug bist, den Marathon zu beenden.
Szenario 2:
Sobald du den Schmerz registrierst, konzentrierst du dich auf deine Atmung. Du atmest ruhig (weiter) und kontrollierst damit deine Gedanken und Emotionen. Durch deine Yogapraxis hast du Techniken erlernt, deinen Fokus trotz der Ablenkung zu behalten, (in diesem Fall einen Marathon zu laufen anstatt die Entwicklung eines Schmerzes verfolgen) und stärkende Gedanken zu aktivieren (zB durch Visualisierung des Ziels). Du wirst auch nicht nervös, sondern gehst gedanklich zu deiner Körpermitte, wo deine volle Stärke liegt. Daher verändern sich weder deine Sauerstoffzufuhr noch deine Bewegungsökonomie oder Energien.
Mit dieser Stärke, ruhiger Atmung und deinem positiven Gedankenbild läufst du dann über die Ziellinie – denn es stand außer Frage, ob du über die Ziellinie laufen wirst (Intention und Fokus).
Der Unterschied der beiden Szenarien ist, die bewusste Wahrnehmung eigener Gedanken und die Fähigkeit sie zu verändern, anstatt sich durch Gedanken lenken zu lassen – und das ganze während sportlicher (Hoch)Leistung.
Yoga und Ausdauer – Mythen und Möglichkeiten
Yoga hat unglaublich viele Facetten, von der körperlichen über die mentale bis zur spirituellen und doppelte so viele Mythen. Während die einen glauben, es ist ausschließlich dazu da, um sich in alle Richtungen zu verbiegen, glauben die anderen, dass es im Endeffekt darum geht Elefanten mit OMMM anzubeten. Tatsächlich ist Yoga das, was du machst. Für SportlerInnen kann Yoga eine wunderbare Art von Mentaltraining in Kombination mit Bewegung sein, das dich um genau den notwendigen Schritt weiterbringt, den du durch rein körperliches Training nie schaffst. Yoga ist immer das, was du auf und abseits der Matte machst und wie du es für dich einsetzt. Voraussetzung dafür ist (wie immer Sport) regelmäßiges Üben und Trainieren. Mich persönlich hat Yoga in vielen Lebensbereichen körperlich, mental und spirituell positiv beeinflusst. Nicht zu letzt deswegen, weil ich verstanden habe, welch großen Einfluss meine Gedanken auf meine Handlungen und Leistungen haben und wie ich mir selbst helfen kann, mich zu verbessern.
Autorin: Dani Fazekas
Onlinefitnesstrainerin
Personaltrainerin
Yogatrainerin
bloggt auf trainerella.com
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Und das meinen die Leser:
Ich find den Blog super, da gibt es immer einige Tipps und das Buch ist sowieso das Beste - sehr motivierend und ich erkannte mich echt total wieder. Bis auf, dass ich noch lange nicht soweit bin zwecks Marathon oder sonstiges. Aber den Hintern vom Sofa habe ich hochbekommen und dank dir lieber Torsten und der tollen Gruppe hier bin ich echt super motiviert.
*Affiliate-Links – du bekommst ein gutes Angebot natürlich ohne Zusatzkosten für dich und ich finanziere damit den Blog.
Toller Artikel, macht auch total Sinn, wenn man sich mal damit beschäftigt.
Leider kam in den letzten Yogakursen, die ich besucht habe, die Atmung oft etwas zu kurz, daher meine Frage:
Kannst du Videos empfehlen oder hast vielleicht sogar eigene, wo auch besonders auf die Atmung eingegangen wird?
Herzliche Grüße!
Laura
Hallo Laura,
ich habe deine Frage mal an Dani weitergeleitet. In Sachen Yoga habe ich keine Ahnung… 😉
Viele Grüße
Torsten
Hallo Laura!
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich selbst habe keine Videos dazu gemacht, aber bei von Yogamour gibt es ein nettes Video, um Atmung und Bewegung langsam zu verbinden. Das findest du hier https://www.youtube.com/watch?v=NhAEQXoeonY. Hier findet du nochmal Atemübungen ohne Bewegung: https://www.youtube.com/watch?v=395ZloN4Rr8 Wenn du weitere vertiefende Infos zum Thema Atmung haben möchtest, schick mir gerne mal ein email, dann kann ich dir gern auch Literatur, blogposts, etc. zukommen lassen. Du findest mich hier: trainerella.com
Liebe Grüße Dani