Es gibt Dinge, die sollte man einmal im Leben gemacht haben. Mit einem Heißluftballon fahren zum Beispiel oder einen Marathon laufen oder die Polarlichter sehen.
Oder eben einmal im Leben eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad machen. Zumindest glauben das viele Hobbyradsportler und ich gehöre definitiv dazu.
Bei mir stehen alle diese (und viele weitere Dinge) auf meiner Bucketlist und jedes Jahr suche ich mir ein paar Punkte heraus, um sie anzugehen. Schließlich sind es die Erlebnisse, die einem prägen und nicht die Besitztümer.
Dieses Jahr war es die Alpenüberquerung, mit der ich mir einen dieser Träume erfüllte. Aber mal schön hübsch der Reihe nach, schließlich sollst du hier nicht (nur) einen Reisebericht bekommen, sondern jede Menge Infos und Tipps, falls auch du einmal im Leben mit dem Fahrrad über die Alpen radeln möchtest.
Welche Möglichkeiten der Alpenüberquerung mit dem Fahrrad gibt es?
Eine Transalp oder ein Alpencross – wie die Alpenüberquerung mit dem Fahrrad oft auch genannt wird – geht auf verschiedenste Arten. Zum einen hast du die Wahl, ob du die Tour selbst gestalten möchtest oder du dich einen der zahlreichen organisierten Touren anschließt.
Selbstorganisierte Tour
Der ultimative Vorteil einer selbstorganisierten Tour ist, dass du unabhängig und frei bist. Du kannst deine Geschwindigkeit und die Etappen frei wählen. Ist für dich der Weg das Ziel, planst du eventuell Ruhetage und möchtest du die Berge ausführlich genießen, so kannst du locker bis zu 10 Tagen auf einer Transalp verbringen.
Magst du es dagegen ultrasportlich, so kannst du auch die knapp 500km von München zum Gardasee in einem Tag zurücklegen. Ich kenne einige Radfreaks, die das regelmäßig tun.
Ob sportlich oder gemütlich(er) – der große Nachteil der selbstorganisierten Tour ist der Gepäcktransport. Als ich im Frühjahr in drei Tagen zu meinen Eltern mit dem Rennrad fuhr, machte der ungewohnte Rucksack das Fahren ab dem zweiten Tag zur Hölle. Auch auf dem MTB ist ein größerer Daybag auf Dauer ziemlich anstrengend. Und selbst wenn du mit dem Tourenrad unterwegs bist und das Gepäck am Rad hast, wirst du an de Anstiegen den Preis dafür in Form von Schweiß zahlen.
Organisierte Tour
Deshalb stand für mich ziemlich schnell fest, dass ich mich einer organisierten Tour anschließen werde. Es ist schon ein besonderer Service, wenn man das Gepäck nicht aufs letzte Gramm optimieren muss und es zum Tagesziel gefahren bekommt.
Auch empfinde ich es als angenehm, wenn ich am Abend nicht in Bikeklamotten zum Abendessen gehen muss. Dieser Luxus hat aber auch ein paar Nachteile.
Zum einen ist es – je nach Anspruch – natürlich um einiges kostenintensiver als die selbstorganisierte Tour und zudem fährst du meistens in einer größeren Gruppe und bist damit von der Leistungsstärke der Mitfahrer abhängig. Auch wenn die Reiseveranstalter ihre Touren nach Level einteilen, so empfindet jeder den Anspruch ein wenig anders.
Doch die Gruppe kann auch ein entscheidender positiver Aspekt sein. Denn eines dürfte klar sein – eine Transalp ist immer anstrengend und so ein Gruppenerlebnis kann auch richtig motivieren.
Mit welchem Fahrrad soll es über die Alpen gehen?
Als zweites (oder gar als erstes) musst du dich dafür entscheiden, mit welchem Rad du über die Alpen fahren möchtest. Die Ur-Transalp fand auf dem MTB statt und auch heute sind die meisten Touren auf Mountainbikes ausgerichtet.
Doch längst sieht man auch immer mehr Rennradfahrer über die Alpen düsen. Da ich mich auf dem Rennrad am wohlsten fühle und damit auch die meisten Kilometer abspule, fiel meine Wahl auf das Rennrad.
Natürlich ist es auch möglich, den Alpenhauptkamm mit dem Tourenrad zu überqueren. Und aktuell sieht man auch immer mehr E-Bikes in den Bergen. Der sportliche Wert einer solchen Alpenüberquerung mag zweifelhaft sein, das touristische Erlebnis hast du aber natürlich auch auf einem E-Bike.
Welche Route möchtest du fahren?
Längst gibt es mehr als eine Route über die Alpen. Klar ist nur, dass das Ziel der klassischen Transalp in Italien liegt und der Startpunkt in den meisten Fällen in Deutschland.
Damit war es das aber auch schon mt der Gemeinsamkeit und die Vielfalt beginnt. Zum Glück ist heutzutage dank GPS-Unterstützung und kostenlosem Datenroaming in der EU (!!!) eine Planung zu Hause am Rechner möglich, so dass du die Navigation auf dem Rad auf ein Minimum reduzieren kannst. Es empfiehlt sich bei allem Verlass auf die Technik, zumindest für Strom oder eben einer Karte als Backup zu sorgen. Nichts ist ärgerlich als Technik, die nicht funktioniert, wenn du sie brauchst. Warum auch immer…
Doch zurück zu den Routen. Hier mal die Hauptrouten über die Alpen, die mittlerweile hundertfach variiert werden können:[tie_list type=“lightbulb“]
- Garmisch-Partenkirch – Gardasee (alternativer Start in Mittenwald oder Füssen)
Die häufigste und vielleicht angenehmste Tour über die Alpen ist für alle Räder möglich und kann in verschiedenen Varianten und Touren ausgebaut werden. Sie folgt im wesentlichen der Via Claudia Augusta, einer Straße, die schon die Römer über die Alpen nutzten. Diese traditionsreiche Route kann übrigens bereits ab Augsburg gefahren und auch bis nach Venedig erweitert werden. - Tegernsee – Gardasee
Diese Route stellt eine Alternative zur Via Claudia Augusta dar. In der leichtesten Variante fährst du über den Brenner nach Italien und hast dort dann die Möglichkeit, einige tolle Routen durch die Dolomiten zu wählen. - Von Füssen zum Comer See (oder Start in Oberstdorf oder Garmisch)
Möchtest du bei deiner Transalp vor allem die Schweizer Alpen kennenlernen, so bietet sich als Zielpunkt der Comer See an. Durchs wunderschöne Engadin sind Ofenpass und ggf. Malojapass die Highlights dieser Tour, die am wunderschönen Comer See endet und dabei nur ganz kurz nach Italien kommt. Südtirol wird hier ganz weggelassen. - Von Genf nach Nizza
Die Alternative zur klassischen Transalp über die Ostalpen ist die Route über die Westalpen von Genf ans Mittelmeer. Diese Tour führt durch Frankreich und lässt vor allem das Herz der Rennradfahrer bei den klassischen Pässen der Tour-de-France höher schlagen. Aber auch Mountainbiker kommen auf dieser sicher anspruchsvollsten (und längsten) Art der Alpenüberquerung auf ihre Kosten. - Alpe-Adria-Radweg
Relativ neu ist der Alpe-Adria Radweg, der in Salzburg startet und über rund 400km und vergleichsweise sehr wenigen Höhenmetern (ca. 2500 HM) bis an das Mittelmeer nach Grado geht. Diese einfache Route richtet sich in erster Linie an Tourenrad-Fahrer und führt die meisten Zeit durch Österreich.
Für meine erste Alpenüberquerung auf dem Rennrad habe ich mich für eine 4-Etappen-Tour von Garmisch an den Gardasee entschieden. Über rund 400km und 4000Hm ging es somit relativ einfach durch gleich vier Länder (Deutschland. Österreich, Schweiz, Italien).
Dein Training für die Transalp
Wenn du dich für eine Transalp entschieden hast, gilt es darauf zu trainieren. Auf keinen Fall solltest du untrainiert losfahren, denn dann wird der Spaß garantiert auf der Strecke bleiben. Meine folgenden Trainingstipps für die Alpenüberquerung richten sich vor allem an Rennrad- und Tourenradfahrer. Mountainbiker können die Anzahl der Kilometer verringern, sollten dafür aber deutlich mehr Höhenmeter zurück legen.
Erfahrungen der Teilnehmer meiner Rennrad-Transalp besagten, dass sie etwa zwischen 1600km und 5000km vor der Tour in diesem Jahr gefahren sind. Die meisten pendelten sich so bei etwa 2500km ein, ein Bereich, in dem auch ich lag.
Natürlich hängt es auch stark davon ab, ob das Radfahren dein einziger Sport ist, oder ob du – wie zum Beispiel ich – noch regelmäßig läufst, (weniger) regelmäßig schwimmst oder anderen Ausdauersport betreibst.
Klar ist aber – ohne viele viele Radkilometer in der Vorbereitung wirst du nicht auskommen. Radfahren übt man durch Radfahren, denn nur dort werden die sportartspezifischen Muskeln trainiert. Und diese Muskeln wirst du auf deiner Alpenüberquerung brauchen. Um wirklich Spaß zu haben, solltest du entsprechend fit sein.
Ein weiteres sehr wichtiges Argument ist das Sitzfleisch. Für viele ist ein schmerzender Hintern steter Begleiter auf Radtouren, was eine Mehrtagestour zur Hölle machen kann. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass neben einer sehr guten Radhose (z.B. die von Assos) vor allem viele Kilometer im Sattel diese Schmerzen deutlich verringern. Ich hatte damit auf meiner Transalp gar keine Probleme.
Sammle so viel wie möglich Höhenmeter
Neben vielen Kilometern im Sattel sind – je nach Art der Alpenüberquerung – auch Höhenmeter in der Vorbereitung wichtig. Für mich, der nicht so weit von den Bergen weg wohnt, ist das nicht so schwer.
Bist du allerdings in Nord- oder Westdeutschland zu Hause, wird es schon schwieriger. Dennoch empfehle ich dir auf deinen Touren so viel wie möglich Hügel mitzunehmen. Und sei es, dass du den einzigen verfügbaren Hügel dutzendfach hoch fährst.
Ein guter Richtwert für die Mindest-Höhenmeter beim Training ist, wenn deine Ausfahrt mindestens 80 Höhenmeter auf 10km hat. Also bei einer kurzen 50km-Runde um die 400Hm und bei einer 100km-Tour über 800Hm. So eine Ausfahrt regelmäßig im Training eingebaut und du bist bestens gerüstet. Noch besser ist es natürlich, wenn du mehr Höhenmeter sammelst.
Fahre mal mehrere Tage am Stück
Neben regelmäßigem Training (ideal 3x Radfahren pro Woche) und vielen Kilometern im Sattel, solltest du in der Vorbereitung auch einmal mehrere Tage am Stück fahren. Ich bin dafür zum Beispiel mit dem Rennrad 350km in drei Tagen zu meinen Eltern gefahren.
Da ich dabei zudem einen Rucksack auf dem Rücken hatte, war das eine (fast schon) zu strapaziöse Art der Vorbereitung. Am Ende kann ich dir sagen, dass diese drei Tage härter waren als die Transalp selbst, was aber auch an der sehr hügeligen Strecke auf dem Weg von Oberbayern über die Oberpfalz und Oberfranken ins Vogtland liegt.
Für deine Vorbereitung würde ich dir eine weniger anstrengende Tour empfehlen. So ein kleines 3-Tages-Trainingslager lässt sich wunderbar zu Hause und an einem Wochenende durchführen. Du startest Freitag mit einer 60km-Tour und fährst dann Samstag und Sonntag jeweils um die 100km. Alles im gemäßigten Tempo gefahren und du hast ein optimales und günstiges Trainingslager für deine Alpenüberquerung.
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Meine Alpenüberquerung 2018 – ein Reisebericht
Jetzt ging es genug um die Theorie, jetzt möchte ich von meiner ersten Transalp berichten. Wie bereits erwähnt habe ich mich für eine geführte Tour entschieden. Als Anbieter wählte ich nach eingehender Recherche Bike4Passion*1, die einen guten Eindruck hinterließen und vor allem eine “Kurz-Transalp” über 4 Fahrtage von Garmisch zum Gardasee angeboten haben.
Die Anreise erfolgte am Vortag des Starts, was gerade für alle die weiter weg wohnen, ein klarer Vorteil sein dürfte. Beim gemeinsamen Abendessen lernten wir uns ein wenig kennen, Guide Joachim stellte die Route vor und beantwortete alle Fragen zur Tour.
Ein entspannter und stressfreier Start und genauso sollte es weitergehen. Voller Vorfreude fand ich mit zusammen mit meinen 11 weiteren Mitstreitern (10 Männer + 2 Frauen), dem Guide Joachim und unserem Fahrer André vor dem Hotel ein. Das Auto, welches uns auf der ganzen Tour begleiten würde, stand zum Einladen bereit und als nächstes erfolgte ein Bikecheck. Sicherheit ist ein Aspekt, der bei Bike4Passion groß geschrieben wird, ohne nervend zu sein.
Apropos Sicherheit – noch viel wichtiger als den Check des Materials fand ich, dass noch einmal auf die gängigen Handzeichen bei Gruppenfahrten hingewiesen wurde. Schließlich waren nicht alle Teilnehmer routiniert bei Fahrten in der Gruppe. Um es vorweg zu nehmen – es hat sehr gut geklappt und wir sind sturz- und unfallfrei durchgekommen!
Erster Tag – von Garmisch nach Imst
Dann ging es los und wir rollten durch Garmisch, fuhren im gemäßigten Tempo stetig bergauf über Mittenwald nach Leutasch. Erst bei der Rückfahrt im Auto haben wir festgestellt, dass wir bereits dort ordentlich Höhenmeter gesammelt haben. Es rollte gut und flüssig und sobald der Berg steiler wurde, durfte jeder sein eigenes Tempo fahren.
Und diese Tempounterschiede gab es am Berg natürlich, schließlich hatte nicht jeder die gleiche Voraussetzungen – in Sachen Training aber auch in Sachen Gewicht. Doch gar kein Problem – oben wurde immer gewartet und es stand der heimliche Held der Ausfahrt, unser “Mädchen-für-alles”-André mit seinem Auto bereit.
Der riesige Vorteil eines eigenen Versorgungsfahrzeuges ist neben den Gepäcktransport, dass man nicht einmal Sachen für den Tag mitnehmen muss. So leere Taschen habe ich nicht einmal, wenn ich eine Tour zu Hause drehe. Schließlich war immer gewährleistet, dass man spätestens nach 1-2 Stunden wieder ans Auto kam. Dort konnte man seine Trinkflaschen auffüllen, sich mit Riegeln und frischem Obst versorgen und mittags gab es sogar belegte Brötchen. Ein echter Rundum-Sorglos-Service!
Nachdem selbstverständlich auch die Navigation über den Guide Joachim lief, war die einzige “Aufgaben” für mich und alle anderen Mitfahrer treten, die traumhafte Landschaft genießen und – wenn es die Straße oder der Weg zuließ – mit den Mitstreitern plaudern. Aktive Erholung pur!
Der erste Tag endete mit einem brutal knackigen Anstieg zum Hotel in der Nähe von Imst, der so manchen zum Absteigen zwang. Egal – die Strapazen hatten sich gelohnt, das Hotel bot nicht nur einen netten Natursee zum Abkühlen, eine wunderschöne Terrasse mit Aussicht, sondern auch riesige Zimmer.
Zweiter Tag – 3-Länder-Tour über den Alpenhauptkamm
Da einer der Mitfahrer ein kleines Problem mit seinem Laufrad hatte, starteten wir etwas später in den zweiten Tag. Und auch hier zeigte sich der Vorteil eines Begleitfahrzeuges. Unser Fahrer André fuhr den Kollegen zum Bikeshop in den nahe gelegenen Ort Imst, erledigte beim Warten den Tageseinkauf und so konnten wir letztlich mit nur knapp einer Stunde “Verspätung” und einem frisch zentrierten Rad die Etappe starten. Eine Übung, die die beiden am dritten Tag noch einmal wiederholten – auch hier war wieder der exzellente Fahrservice von André zur Stelle.
Nach der Abfahrt in den Ort und den ersten Kilometern am Innradweg ereilte uns der erste Plattfuß. Übrigens der einzige auf der Tour, was extrem wenig ist, denn nicht immer war der Weg perfekt. Danach sammelten wir erst einmal Kilometer und fuhren von Österreich kurz in die Schweiz und schließlich wieder zurück, um mit der Norbertshöhe den ersten richtigen Pass zu erklimmen. Eine traumhafte Serpentinenauffahrt mit 11 Kehren und sehr wenig Autos ließ den Schweiß fließen und dabei ob der schönen Strecke trotzdem noch das Grinsen im Gesicht. Radlerglück!
Oben gab es die Mittagspause mit Brötchen-Rundum-Versorgung und nach einer kurzen Abfahrt rollten wir noch die letzten Meter zum Reschenpass und damit zum Alpenhauptkamm hinauf. Hier zeigte sich dann das einzige Mal wenig Rhythmus in der Gruppe, denn die Höhenmeter (und die Sonne) hatten einigen Mitfahrern doch mächtig zugesetzt.
Zum einen war es aber die traumhafte Strecke als auch die aufkommenden Gewitterwolken, die wohl einigen (inklusive mir) etwas zu Tempo anspornten. Am Reschensee führt ein Radweg auf der rechten Seite vorbei, der das absolute Radlerparadies darstellt. Kurze Wellen, schnelle Kurven und ein exzellenter Belag ließ noch einmal Rennfeeling aufkommen. Das machte so viel Spaß, dass ich doch glatt den Ausblick auf die berühmt Kirche, die im Reschensee untergegangen ist und deren Spitze noch herausragt, übersehen hab. Kann schon mal passieren…
An der Staumauer war wieder gemeinsames Treffen angesagt und dann rollten wir die letzten Kilometer gemeinsam hinunter nach Burgeis, wo der heutige Etappenort war. Italien (oder besser Südtirol) begrüßte uns mit einem Gewitter, doch da saßen wir längst beim verdienten Feierabendbier auf der Terrasse. Es blieb übrigens das einzige Mal, dass es auf der ganzen Tour regnete!
Dritter Tag – heiß, heißer, Etschradweg
Der dritte Tag war so etwas wie eine Überführungsetappe. Von den etwa 1200 Höhenmeter auf denen Burgeis lag, ging es immer am Etsch entlang durchs wunderschöne Vinschgau hinunter nach Meran. Stetig bergab und unterbrochen von ein paar kürzeren, aber trotzdem auch mit Rennrad gut befahrenen Schotterpassagen ist der sehr gut ausgebaute Radweg eine echte Empfehlung. Es rollte einfach so dahin!
Berge waren am dritten Tag also nicht das Problem, statt dessen spürte man im Tal die Hitze. Besonders, wenn man für eine kurze Pause vom Rad abgestiegen ist. Am Ende zeigte das Thermometer stolze 37°C in der Spitze – ufffff! Ohne Anstieg ging es jedoch auch heute nicht und als es den einzigen nennenswerten Anstieg in Richtung Kalterer See hinauf ging, wählten die schnellsten Kletterer in ihrer Euphorie den falschen Weg und damit gab es schließlich noch ein paar extra Höhenmeter in der glühenden Hitze. Egal – wir kamen gemeinsam im Etappenort Auer an und freuten uns auf den Pool, der aber bei den herrschenden Temperaturen kaum eine Erfrischung darstellte. Fazit des 3.Tages: Hitze ist anstrengender als Berge!
Vierter Tag – der Gardasee ruft
Der vierte Tag sollte uns bereits ans Ziel bringen. Doch vorher standen noch zwei Pässe im Weg. Nach dem Einrollen auf dem Etsch-Radweg verließen wir in St. Michael den Fluss, der uns seit vorgestern begleitete und fuhren in Richtung Berge. Der Andalosattel war das erste Hindernis und der längste Anstieg der Tour. 800 Höhenmeter auf 14 Kilometer und das meist in der prallen Sonne. Schweißtreibend, heiß, anstrengend – aber auch immer wieder mit wunderschönen Ausblicken – ging es stetig bergauf und jeder fand sein Tempo und seinen Rhythmus. Zum Glück gab es unterwegs in einem Dorf einen Brunnen, der mir nicht nur frisches (und kaltes) Wasser, sondern auch Abkühlung für den Kopf brachte.
Das Wasser floß fortan nicht nur in meine Kehle, sondern auch zur Kühlung über den Kopf und auf die Beine – hat gut getan. Oben angekommen, hieß es warten und rasten – das war auch gut nötig, schließlich war es erst der erste Berg des Tages. Nach der Pause ging es eine zeitlang durch die schönste Landschaft wellig dahin, ehe eine rasante Abfahrt auf bestem Asphalt nach Ponte Arche das Radfahrerherz höher schlagen ließ.
Nach dem Vergnügen kam der letzte Anstieg und der war sehr zäh. Absolut unrhythmisch und mit heftigem Gegenwind aus Richtung Gardasee quälte ich mich mehr den Berg hinauf, als das ich viel Spaß empfand. Oben dann die Erleichterung und der letzte Stop. Die Sonne hatte jetzt auch genug und so nahmen wir bei sehr schwülen Temperaturen die Abfahrt zum Gardasee. Vorbei am schönen Lago di Tenno sahen wir das Ziel alsbald – Lago die Garda – immer wieder eine Reise wert.
Im Ziel angekommen gab es (endlich) das belohnende Eis (und ein Bier) und natürlich auch der obligatorische Sprung in den See. Geschafft – das war der Ausklang bei Pizza, Bier und Absacker im verschlafenen Riva del Garda verdient. Übrigens konnten wir das Ziel nicht lange genießen, ging es doch bereits am nächsten Morgen 8 Uhr zurück nach Garmisch. Und das bei besten Service und völlig staufrei…
Damit endete die Transalp mit jeder Menge schöner Erinnerungen. Ehrlich, wenn du fit genug bist, solltest du das unbedingt einmal erleben. Auch den Luxus einer geführten Tour kann ich nur empfehlen, obgleich es auch einen kleinen Nachteil gibt. Die Stopps in den Cafés entlang der Route fallen ob des sehr guten Service eher aus. Und auch den Gardasee selbst kannst du auf einer selbstorganisierten Tour sicher länger genießen. Ein bisschen schade – aber eben nur ein ganz kleines bisschen…
Alternativen zur Alpenüberquerung
Falls dir eine Alpenüberquerung noch zu heftig erscheint, du aber dennoch einmal die Faszination einer Radreisende erleben willst, gibt es paar sehr gute Alternativen. Diese bieten sich auch perfekt als Vorbereitung für eine Transalp an.
Mallorca – das absolute Rennradparadies
Der Klassiker der Radreisende ist Mallorca. Besonders im Frühjahr, aber auch im Herbst bevölkern tausende Radfahrer die Insel. Und das zurecht, wie ich selbst schon bei diversen Reisen auf dem Rad erleben durfte.
Mallorca bietet nicht nur ein perfektes Klima, sondern auch eine abwechslungsreiche Landschaft und längst auch richtig gute Straßen und Radwege. Wenn du dir einen Eindruck über die Faszination Radfahren auf Mallorca machen willst,solltest du den exzellenten und hochwertigen Bildband “Mallorca Roadbike – Rennradlandschaften“*2 anschauen.
Aber natürlich gibt es noch weitere wunderschöne Regionen zum Biken: die Toskana auf dem Rennrad gehört dazu oder – Achtung Geheimtipp – die Halbinsel Istrien in Kroatien. Mountain-Biker genießen in Ligurien Dolce Vita und wunderbare Trails mit Mittelmeerblick. Oder wie wäre es mit einer der vielen Radtouren durch Deutschland oder Österreich? Die Auswahl ist schier grenzenlos…
Und hast du jetzt Lust auf eine Radreise?
Als ich den Artikel hier fertig geschrieben hatte, wollte ich mich am liebsten sofort wieder aufs Rad setzen und zum nächsten Abenteuer aufbrechen. Es einfach ein Traum, mit dem Rad unterwegs zu sein.
Ich hoffe, der Artikel hat dich bei deiner Planung zur Transalp unterstützt. Bewusst habe ich Ausrüstungstipps weggelassen, da das einen eigenen Artikel wert ist. Eine Packliste fürs MTB findest hier und die Ausrüstung fürs Rennrad ist nur wenig abweichend…
So und wenn du jetzt Lust bekommen hast oder schon eine Radreise gebucht hast, dann findest du hier den passenden Trainingsplan dafür.
Bist du ein Rennrad-, MTB- oder Gravel-Fan?
Egal, ob Anfänger:in oder Fortgeschrittene:r, bei den ausdauercoaches findest du das passende Training.
Unsere Coaches erstellen für dich einen individuellen, strukturierten Trainingsplan, der perfekt in dein Zeitbudget passt.
Mit monatlichen, auf dich zugeschnittenen Plänen via Trainingpeaks inklusive Athletik- und Mobilitytraining bist du bestens versorgt.
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Auf geht’s – werde dauerhaft zum Sportler!
Torsten
Ach übrigens – ich wünsche dir mehr Zeit für Sport in deinem Leben.
Über den Autor: Torsten Pretzsch
Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.
Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.
Danke für die ganzen Insights und Tipps! Ich plane mit meinem Freund für nächstes Jahr eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad vom Tegernsee zum Gardasee. Haben uns jetzt für Mountainbikes entschieden, ich komme damit immer am besten klar. EBikes waren auch in der Überlegung, haben uns dann aber dagegen entschieden, ich finde wir sind jung und fit genug um das mit einem Akku machen zu müssen, da wird die Fitness mal richtig gefragt 😉 Wünsche dir auch noch viel Spaß bei deinen Touren und freue mich immer gerne über neue Tipps!
Liebe Grüße Lina
Über meine Recherche über Alpenberquerung kam ich auf deine Seite. Es gibt auch den neuen Fernradweg München-Venedig, den ich in deiner Auflistung nicht fand http://www.muenchen-venezia.info/
Ich glaube, den werde ich für nächstes Jahr anpeilen, obwohl ich in Augsburg wohne und Via Claudia Augusta eigentlich nahe liegt…
Ich bin kein Rennradler, sondern Tourenradler, teils mit um die 30 kg am Rad, je nach Strecke. Ich liebe die Freiheit den Rücken frei zu haben, Zelt, Isomatte, alles dabei zu haben und zur Not, kein Campingplatz in der Nähe, auch mal wild zu campen oder, wenn es schnell gehen muss, einfach auf einer Bank zu schlafen. Das ist auch sehr sportlich, aber auf eine andere Weise, mehr im Gesamtpaket, statt in Form von Kilometerfressen. Mein Tagesziel sind stets 50km, wenn es nicht so steil ist 100. Mit meinem roten Stahltrekkingrad, Spitzname „roter Bleischuh“ (18kg) ca. 25 kg Gepäck und mir selbst, 85kg bei 1,92m , bin ich von Augsburg an die Lechquelle, auf ca. 2000m gefahren – natürlich oft auch geschoben :-). Aber, als ich auf der Hütte auf 2000m war und sonst nur Hightechmountainbikes herumstanden, brachte mein „roter Bleischuh“ einige Gäste zum Schmunzeln, Grübeln und Lachen.
Wie auch immer, für Rennradler kann ich die Tour am Lech sehr empfehlen, vor allem die Strecke von Füssen bis Steeg ist sehr gut ausgebaut. Wer bequem ist, kann sich ab Steeg per Biketransfer hochbringen lassen. Die Abfahrt dann von Lech bis Steeg wiederum zieht sich in die Länge, ein Genuss.
Ja, Alpenberquerung will ich als Nächstes. Wenn ich auch oft die an mir vorbeiflitzenden Rennradler beneide, für mich wär das nichts. Ich will auch Waldwege, Schotterpisten, Trampelpfade und Wanderwege fahren um die Natur zu genießen, der Straße zu entfliehen. Aber nicht im Sinne eines Mountainbikers… Ich begreife mich als Radwanderer… Der, wenn die Base steht (Zelt usw.), auch mal mit m Rad die Gegend, die Berge erkundet.
Da bin ich auf der Suche nach einem passenderen Rad. Rennradmäßig ginge am ehesten noch ein stabiles Gravelbike, aber mit Rennlenker fehlt die Kontrolle auf steilen Abfahrten auf Trampelpfaden. Mal sehen…
Ich kann nur jedem, der so ein Vorhaben hat empfehlen: egal welches Bike, eine gute Untersetzung ist wichtig. Je mehr Gepäck dabei ist oder je rumpeliger, steiler und gröber die Wege (abseits von Straßen) desto tiefer muss die Untersetzung sein.
Also viel Spaß dir noch auf deinen Touren. Das schöne am Radfahren ist das Individuelle, der eine rennradelt, andere Mountainbiken, andere trekken, wie ich.
Grüße
Christian Motz, ein Radbegeisterter