Du hast große Ziele, sprühst vor Energie und Ehrgeiz. Vollgas bestimmt dein Leben? Dann pass auf, dass du nicht mit vollen Elan auf einen Abgrund zufährst.
In unserer schnelllebigen Zeit ist Geschwindigkeit in vielen Bereichen alles. Der Mensch muss immer funktionieren und das Streben nach Perfektion bestimmt unser Leben, sei es den Job, das Familienleben oder eben auch ein aufwändiges Hobby wie den Sport.
Denn gerade leistungsorientierte Hobbysportler die Rad- oder Lauf-Marathon, Ironman oder ähnliche ambitionierte Ziele anstreben, drehen aufgrund der zusätzlichen Belastung an der Geschwindigkeitsschraube im Hamsterrad ihres Lebens immer mehr. Die Folge? Mehr Stress…
Dieses permanente „höher, schneller, weiter“ kann aber auch kurzfristig zu einem müden Geist und einem müden Körper führen. Langfristig können sogar schwerwiegende Erkrankungen wie zum Beispiel ein Burn-Out die Folge sein.
Doch es gibt eine sehr wirkungsvolle Prävention – Entschleunigung…
Was bedeutet Entschleunigung?
Viele stellen sich beim Thema Entschleunigung im Schneidersitz sitzende, meditierende Menschen mit Hang zur Esoterik vor. Doch das ist Quatsch.
Auch die landläufige Meinung, dass Entschleunigung nur ein anderes Wort für Faulheit ist, ist ein fataler Irrglauben. Das Gegenteil ist der Fall, wie der Artikel noch zeigen wird.
Im Grunde genommen geht es beim Entschleunigen nicht unbedingt darum, nichts zu tun, sondern alles langsamer und bewusster mit teilweise erstaunlichen Effekten.
Also zum Beispiel einen Spaziergang zu unternehmen, statt zu joggen. Oder bei einer Bergwanderung eine Strecke mit der Bahn zu fahren, statt einen stundenlangen Auf- oder Abstieg zu unternehmen.
Normalerweise ist Sport der beste Stressabbauer und macht damit bewusste Entschleunigung zwar nicht überflüssig, aber doch weniger notwendig. Anders verhält es sich bei ambitionierten Hobbysportlern, die mehr als fünfmal die Woche trainieren. Dort ist der Sport oft ein weiterer Stressfaktor im Leben.
Mir geht es in Phasen intensiven Training so und deshalb nehme ich mir nach dem Saisonende Zeit, ein paar Tage bewusst zu entschleunigen. Dabei steht die Regeneration und nicht die Analyse im Vordergrund. Ich lad dich ein, es mir nachzutun…
Richtige Entschleunigung – einfach mal ein paar Tage aussteigen
Wenn du wirklich die Bremse ganz fest treten willst, dann nimm dir ein paar Tage Auszeit. Am besten allein. Entgegen der landläufigen Meinung, plane ich diese Auszeit ganz bewusst. Das geht sogar soweit, dass ich mir einen Tagesplan mache, doch das ist individuell. Wichtig ist, dass du dir die Flexibilität behältst, deinen Plan nach Lust und Laune und ohne schlechtes Gewissen zu verändern.
Wo kann man am besten entschleunigen?
Die einen schwören auf eine abgelegene einfache Hütte oder ein Kloster, ich bevorzuge ein gutes Hotel in den Bergen. Wieder andere bevorzugen ein Hotel mit Meerblick und wenn das alles nicht möglich ist, geht auch eine Unterkunft auf dem Land. Wichtig ist, dass überwiegend Ruhe herrscht und wenig los ist. Die Hauptsaison eignet sich naturgemäß nicht dafür, doch der Herbst ist ideal.
Was tun?
Was tun? Wie wäre es mit nichts tun? Ok – gleich das schwierigste zu Beginn. Ist auch gar nicht nötig. Gönne dir eine Massage, eine ausgiebigen Wellnesstag oder einen Gang in die Sauna.
Oder lese ein Buch – notfalls auch ein Sachbuch, aber ein spannender Roman ist hier eindeutig die bessere Wahl. Gehe Spazieren oder wandern – aber gehe vor allem langsam und bewusst. Entdecke bei allem, was du tust die Langsamkeit. Warum nicht einfach mal Schwimmen ohne Hast und Eile und Training? Oder wenn schon joggen, dann kurz, langsam und ganz bewusst Atem und Natur spüren.
Noch besser – schalte das Internet ab. Ich gebe zu, dass ist für mich der schwierigste – ja nahezu unmögliche – Teil.
Für richtige Entschleunigung genügt übrigens nicht ein Wochenende, da man anfangs erstmal runterfahren muss. 3 komplette Tage ohne An- und Abreisestress sollten es schon sein.
Keine Zeit zur Entschleunigung – so entschleunigst du auf die schnelle Art
Schnelle Entschleunigung? Eigentlich ein Widerspruch in sich. Gemeint sind kurze Auszeiten, die du gut in deinen Alltag integrieren kannst und die sehr wirkungsvoll sind.
Manchmal genügen wenige Stunden oder auch mal täglich 15 Minuten, um dein Gleichgewicht wieder herzustellen. Hier 7 Tipps für die „schnelle“ Entschleunigung…
- Einfach mal „rumsitzen“
Suche dir ein ruhiges Plätzchen am besten draußen und beobachte die Natur, die Gräser und Bäume im Wind, die Vögel – einfach ein paar wenige Minuten bewusst die Natur wahrnehmen. - Musik oder Hörbuch hören
Lege dich irgendwo hin, setze die Kopfhörer auf, mache dir entspannende Musik oder ein spannendes Hörbuch (kein Fachbuch!) an und schließe die Augen. Musik an – Welt aus. So träumst du eine Zeitlang vor dich hin… - Stelle alle Benachrichtigungen ab
Ein sehr technischer Tipp – aber ein wirkungsvoller. Stelle alle Benachrichtigungen an deinem Smartphone ab. ALLE! Du entschiedest, wann du deine E-Mails, WhatsApp-, Facebook- oder sonstigen Social-Media-Benachrichtigungen bekommst. Du wirst sicher nichts verpassen, wenn das erst ein paar Stunden später passiert. - Gönne dir Wellness
Gehe in die Sauna oder – wenn du keine Zeit hast – nehme ein heißes Bad und lese für einige Zeit. - Schalte deinen TV ab
Bei vielen ist es schon ein Ritual. Sie kommen nach Hause und eines der ersten Dinge, die sie tun, ist es, den Fernseher anzuschalten. Nicht um zu schauen, sondern damit sie sich berieseln lassen. Ist das bei dir so? Dann lasse ihn mal bewusst aus und suche dir nur die Sendungen, die du wirklich anschauen willst. Genieße das Gespräch mit deinem Partner und deinen Kindern oder die Ruhe, wenn du allein lebst. - Richtig gutes Essen genießen
Zelebriere das Essen – richtig gelesen. Konzentriere dich auf deine Mahlzeit und gönne dir was. Ob ihr euch selbst ein mehrgängiges Menü kocht oder in ein gutes Restaurant geht. Bewusstes Essen entspannt! - Meditations- und Entspannungsübung
Der folgende Tipp stammt aus dem Buch „Ich breche aus!: Wie Sie in 21 Tagen den Alltag durchbrechen und entdecken, was wirklich wichtig ist“ von Michael Leister*. Wem – wie mir – Meditation nicht gelingt, dem empfiehlt Leister in seinem Buch eine einfache Entspannungsübung. Setze dich bequem in einen Sessel und konzentriere dich für 3-5 Minuten auf einen Punkt in deiner Umgebung. Das kann eine Kerze sein, ein Baum vor deinem Fenster oder die Kirchturmspitze. Falls deine Gedanken immer wieder abschweifen, hilft eine Art Mantra. Zum Beispiel: „ich denke an nichts.“ Klingt albern, funktioniert aber. Mir fällt es zum Beispiel unheimlich schwer, an nichts zu denken und ohne ein solches Mantra ist es unmöglich.
Was bringt dir diese Entschleunigung?
Ein Sprichwort sagt:
In der Ruhe liegt die Kraft.
Wie wahr. Beim Sport ist allgemein bekannt, dass Muskelwachstum nicht beim Training, sondern während der Regeneration geschieht. Und so verhält es sich auch mit dem Entschleunigen. Deine Energie ergibt sich also aus der Balance aus Belastung und Entlastung. Stress wird während so einer Phase der Entschleunigung abgebaut und deine Leistungsfähigkeit steigt.
Und noch etwas erstaunliches wird passieren. Du wirst unheimlich kreativ um Dinge zu tun, die deine Leidenschaft sind. Bei mir ist es zum Beispiel der Blog hier. Oder du gewinnst völlig neue Erkenntnisse – ganz plötzlich…
So entstand zum Beispiel bei mir der Gedanke, dass ich einen Ironman nur richtig gut schaffen werde, wenn ich mir ein Sabbatical gönne. Damals ein völlig abwegiger Gedanke, den ich aber genauso umgesetzt habe. Aber das ist eine andere Geschichte…
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Über den Autor: Torsten Pretzsch
Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.
Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.
Hallo Torsten,
danke für deinen ausführlichen Artikel über Entschleunigung. Es fällt tatsächlich schwer jenes nichts tun als wichtiges Element in meinem Alltag einzubringen und es mich dafür nicht als Faulenzer abzutun… Dein Artikel zeigt eindrücklich wie wichtig Ruhephasen ohne To do’s für die Gesundheit sind.
Also für mich gibt es nichts entspannenderes als gemütlich in der Sonne zu sitzen und ein gutes Buch zu lesen. Ich genieße dann jeden Augenblick davon ganz intensiv.
Ich versuche auch jeden Tag drei Tätigkeiten entschleunigt zu machen. Wenn ich zum Beispiel das Geschirr spüle, dann spüle ich nur das Geschirr und mache sonst nichts. Ich konzentriere mich auf alle Empfindungen, die dabei auftauchen und nehme mir Zeit dafür.
So kommt man immer wieder aus dem Autopilot Modus und dem Hamsterrad heraus.
Gruß,
Markus