Ein Gastbeitrag von Martin Auerswald
Es ist kein Geheimnis, dass regelmäßiger Sport gut für Gesundheit und Immunsystem ist. Doch ist es auch wichtig, wo wir Sport treiben, oder geht es mehr um den Sport an sich?
Neuesten Studien zufolge spielt es auch eine Rolle, wo der Sport stattfindet – besonders gut erforscht ist dabei leichter oder moderater Ausdauersport, also auch Joggen. In diesem Beitrag erfährst du, warum es wichtig ist, wo du joggen gehst und besonders, wie Joggen im Wald dein Immunsystem stärken kann.
Unser Immunsystem – Wie plastisch ist es wirklich?
Unser Immunsystem umfasst alle Abwehrzellen (weiße Blutkörperchen) und Proteine, die sich mit dem Schutz des Körpers (Immunglobuline) und der Abwehr von Krankheitserregern (u.a. Defensine, Komplementproteine) beschäftigen. Dazu gehören über 100 verschiedene Arten von Immunzellen mit verschiedenen Aufgaben, die dazu beitragen, dass unser Körper gesund und fit bleibt.
Damit sich das Immunsystem immer wieder neuen Herausforderungen stellen kann, ist es sehr wichtig, dass es plastisch ist. Das heißt, Immunzellen und -gleichgewichte können sich innerhalb kurzer Zeit verändern, neue Zellen und Abwehrproteine können gebildet werden.
Tatsächlich hängt dein Überleben an der Fähigkeit des Immunsystems, auf neue Herausforderungen zu reagieren, ab: Denn sonst würdest du auf Nahrungsmittel, die du noch nie gegessen hast, allergisch reagieren. Sonst würden Impfungen nicht funktionieren und die Masern würden immer noch kursieren. Und im Urlaub würdest du immer sofort schwer krank werden, wenn du mit „neuen, unbekannten Erregern“ in Kontakt kommst.
Dein Immunsystem ist wahrscheinlich das plastischste und veränderbarste Organ im gesamten Körper. Auf neue Reize und Impulse reagiert es innerhalb weniger Stunden und passt sich den neuen Gegebenheiten an. Das bedeutet auch, dass es innerhalb kurzer Zeit zum Guten verändert, nämlich gestärkt, werden kann.
Joggen im Wald – Der unbekannte Gesundheitstipp?
In Japan ist Waldbaden oder wie es dort heißt – Shinrin Yoku – eine anerkannte Therapieform. Denn Studienergebnisse von Professor Miyanzaki zeigten sehr eindeutig auf, wie wichtig der Wald für uns ist:
Er konnte nachweisen, dass ein Aufenthalt im Wald von bereits 2 Stunden pro Woche das Immunsystem nachhaltig stärkt. Die Zahl der natürlichen Killerzellen, den zahlenmäßig wichtigsten Zellen unseres Immunsystems, steigt nach 2 Stunden Aufenthalt im Wald bereits um 40-70 % an. Dieser Effekt hält für eine Woche an.
Das bedeutet, dass 1-2-mal pro Woche ein großer Spaziergang, Picknick oder Joggen im Wald das Immunsystem für eine gesamte Woche fitter macht.
Er konnte nachweisen, dass dieser Effekt nur im Wald auftritt, nicht in der Stadt oder in Parks – im Wald.
Bei regelmäßigem Aufenthalt im Wald konnte außerdem nachgewiesen werden:
- Das Stresslevel sinkt und damit auch das Level des Stresshormons Cortisol
- Die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol sinken
- Die Pulsfrequenz sinkt
- Der Blutdruck sinkt
- Die Sinne werden gestärkt (besonders, wenn du keine Musik hörst und nur auf die Natur hörst)
- Entzündungslinderung durch gesenkten Stresspegel und die Aromen des Waldes
- Nase und Lunge können Giftstoffe und Feinstaub abatmen
- Die Luft ist frisch, der Sauerstoffgehalt höher und der CO2-Gehalt niedriger
Wenn du also deine regelmäßige Joggingrunde von nun an in den Wald verlegst, könntest du damit nachhaltig mehr für deine Gesundheit tun, als dir bewusst ist.
Doch wie kommt diese Immunstärkung zustande?
Wie stärkt der Wald das Immunsystem?
Der Effekt des Waldes kommt unmittelbar und nicht erst nach ein paar Tagen. Es muss also ein Reiz sein, den dein Körper schnell aufnehmen und verarbeiten kann. Zwei Sinne, die Informationen sehr schnell verarbeiten (deutlich schneller als unser Magen-Darm-Trakt), sind Augen und Nase:
- Die Farbe Grün wirkt direkt entspannend, indem der Parasympathikus aktiviert wird. Außerdem wird die Thymus-Drüse stimuliert und die Reifung neuer Immunzellen beschleunigt.
- Die Gerüche des Waldes gehen über die Nase und das Riechzentrum direkt in den Hypothalamus. Von dort werden die verschiedenen Hormonachsen im Körper neu reguliert. Über die ätherischen Öle, die von Bäumen, Gräsern und Pilzen gebildet werden, wird dieser Effekt größtenteils abgewickelt. Interessanterweise ist die Konzentration von ätherischen Ölen auf Kopfhöhe – etwa 1,80 Meter – über dem Waldboden am höchsten. So, als würde dich der Wald aktiv unterstützen wollen.
Joggen in der Stadt – Warum es vielleicht keine gute Idee ist
Wenn du eher im städtischen Raum, vielleicht sogar in direkter Umgebung von Industrieanlagen joggen gehst, sabotierst du dich und deine Gesundheit selbst. Denn dort ist in der Atemluft – im Gegensatz zum Wald – der Gehalt an Industriegasen, Feinstaub und Toxinen deutlich höher.
Die Gase – CO, CO2 und Stickoxide – behindern die Aufnahme von Sauerstoff ins Blut, was sich negativ auf deine Leistung auswirkt.
Die Giftstoffe lagern sich in den Atemwegen und der Lunge ab und werden von dort sogar in den Körper aufgenommen. Die Belastung des Körpers wird erhöht und wirkt sich negativ auf Immunsystem und Stoffwechsel aus.
Da du beim Joggen einen höheren Umsatz an Atemluft und Sauerstoff hast, nimmst du entsprechend mehr Giftstoffe auf. Verlagerst du die Joggingrunde stattdessen in den Wald, wird dein Körper nicht belastet, sondern aktiv entgiftet und dein Körper von den Belastungen des Alltags entlastet.
Dies soll dir keine Angst machen, sondern nur aufzeigen, dass die Natur für den Menschen schon immer mehr Vorteile zu bieten hatte als die künstliche Umgebung, die sich der Mensch selbst geschaffen hat. Sport ist für viele Menschen eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen, sich zu entspannen, fitter und gesünder zu werden. Diese Ziele in der Natur zu erreichen macht nicht nur Sinn, sondern ist auch einfacher.
Bring wieder mehr Natürlichkeit in deinen Alltag – ob du dich nun gesünder ernährst, mehr nach der Sonne lebst, weniger Stress hast oder Sport am liebsten in der Natur machst – deine Gesundheit und dein Immunsystem werden es dir nachhaltig danken.
Weitere Tipps, um dein Immunsystem zu stärken
Joggen im Wald tut eine ganze Menge für dein Immunsystem. Abschließend erfährst du noch weitere, wissenschaftlich nachgewiesene Methoden, nachhaltig die Immunabwehr zu stärken:
- Regelmäßige kalte Duschen, idealerweise am Morgen oder nach dem Ausdauersport
- Gut und ausreichend schlafen
- Gesund ernähren mit Fokus auf ganze, unverarbeitete Lebensmittel
- Beseitigung von Nährstoffmängeln, besonders Vitamin C, Vitamin D, Zink, Selen, Omega-3-Fettsäuren
- Aktive Stressreduktion wie durch Sport, Meditation, Yoga oder Musik
- Lachen – 3 Minuten lachen stärkt das Immunsystem für 3-5 Tage. Umgib dich mit Menschen, die dich glücklich machen und dich zum Lachen bringen
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Der Autor
Dies ist ein Gastbeitrag von Martin Auerswald. Martin ist studierter Biochemiker und molekularer Biotechnologe (TU München). Als Mikronährstoff-Therapeut und Immunologe hat er in der klinischen Forschung Erfahrung sammeln können. Auf SchnellEinfachGesund schreibt er über wissenschaftlich fundierte und praktikable Tipps, mit denen jeder seinen Alltag gesünder gestalten kann.
Mehr über Martin erfährst du auf seinen Kanälen: