#KrebsAthlet goes Ausdauerblog – Diagnose Krebs

Hallo zusammen, was bitte ist ein KrebsAthlet? Und was hat das mit dem Ausdauerblog zu tun?

Diagnose Krebs

Im März 2016 wurde bei mir ein bösartiger Tumor des Lymphsystems festgestellt. Besser bekannt unter dem Namen Morbus Hodgkin. Oder „Hodgki“ wie ich ihn nenne. Ok daraus wirst du jetzt noch immer nicht schlau und der Zusammenhang zum Ausdauerblog ist auch noch nicht gegeben. Geduld! Es wird gleich logischer!

Wer bist du?

Bis kurz vor der Diagnose habe ich über 15 Jahre in der österreichischen Wasserball Bundesliga für den WBC Tirol und im österreichischen Nationalteam gespielt. Die letzten fünf Jahre meiner Karriere konnte ich unter der Woche nicht mehr mit meiner Mannschaft trainieren. Hauptsächlich hat das mit dem Ende des Studiums und dem beruflichen Ortswechsel zu tun. Weil ich trotzdem spielen wollte, musste ich mich alleine fit halten! Ganz alleine! Das hat auch – sagen wir mal – gut funktioniert. Weil mir sonst langweilig geworden wäre, habe ich zusätzlich über den Sommer für den Trans Vorarlberg Triathlon trainiert. Quasi Grundlagenaufbau! Manche sagen, dass der Trans einer der härtesten Triathlons sei. Vermutlich weil man im Bodensee schwimmt und dann auf den Arlberg radelt, und zum Schluss noch in Lech (auf 1.500hm) ein wenig durch die Gegend rennt.

Karriereende

Nach dem sich für Herbst 2015 unser drittes Kind angekündigt hat, habe ich beschlossen meine aktive Karriere zu beenden. Alleine trainieren, Familie (drei Kleinkinder) und den Job unter einen Hut zu bekommen ist schwierig. Die Entscheidung ist mir verdammt schwer gefallen. Eigentlich wollte ich mit meinem 10. Meistertitel die Karriere beenden. Falsch gedacht! Genau in diesem Jahr sind wir nach 8 Titeln in Folge und meinem 9. insgesamt im Halbfinale gescheitert. Naja kann nicht immer klappen.

Comeback

Anfang des Jahres 2016 konnte ich die Beine nicht mehr ruhig halten und wollte wissen, ob ich es immer noch kann. Jänner und Februar bin ich dann in Salzburg, das liegt bei mir „fast“ ums Eck, ein paarmal ins Wasser gesprungen. Ums Eck heißt bei mir eine gute Stunde im Auto Hörbücher hören. Anfang März konnte ich schon wieder eine gute Kondition vorweisen und das Ballgefühl war auch wieder da.

Ich glaub jetzt dürfte auch der Bogen zum Ausdauerblog gespannt sein. Aber was bringt es dir als Leser vom Ausdauerblog nun?

What the fuck?!?

Wer bis jetzt konzentriert mit gelesen hat, weiß was jetzt kommt! DIAGNOSE KREBS! What the fuck?!? Wie ein Schlag auf den Hinterkopf, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hat.

Wie konnte das kommen? Ich hatte null Symptome? Hab mich relativ gesund ernährt! Ok, manchmal ein Leberkäsesemmel, aber wer macht das nicht! Was mache ich jetzt? Vor allem wie trainiere ich jetzt? Muss ich sterben? (Ok, das mit dem Sterben ist mir nie durch den Kopf gegangen. Aber es baut ein wenig mehr Spannung auf! )

Gab es keine Symptome?

Also der Reihe nach! Wie konnte das kommen. Ich hatte wirklich keine Symptome! Das einzige was ich hatte, waren zwei geschwollene Lymphknoten am Hals. Die hatte ich allerdings zu dem Zeitpunkt schon über ein Jahr und hatte nie Schmerzen.

  • Untertags war ich öfters müde. Hallo wir haben drei Kinder, da sind die Nächte, an denen man durch schlafen kann schnell gezählt! Liegen irgendwo zwischen 0 und 1 Nacht pro Jahr. Wie gesagt war also logisch für mich. Wer Kinder hat, kann das sicher bestätigen.
  • Bisserl kurzatmiger als früher war ich schon. Muss mir einfach eingestehen, dass ich Ü30 bin. Da kann die Kondition nicht mehr, wie Anfang 20 sein. Also auch logisch und kein erkennbares Symptom!

Mittlerweile weiß ich es besser. Kurzatmig war ich wegen einem 10cm großen Tumor in meinem Brustkorb. Die Müdigkeit  ist das häufigste Symptom bei dieser Krebserkrankung.

Zwischenchallenge!

Manche mögen es nicht glauben, aber mein erster Gedanken nach der Diagnose war nicht etwa: „Ich könnte sterben!“ sondern „Wie kann ich nun trainieren?“ Für mich war einfach von Anfang an klar, dass das nur eine kleine Zwischenchallenge ist. Ok, 2 Zyklen BEACOOP-Chemotherapie, 2 Zyklen ABVD-Chemotherapie und 15 Bestrahlungen sind eine verdammt harte Zwischenchallenge. Aber genau die Einstellung, dass es sich „nur“ um eine kleine Zwischenchallenge handelt, hat es für mich viel erträglicher gemacht. Ich hatte von Anfang an ein Ziel: „Fitter werden als zuvor!“ (Halt erst nach der Krebstherapie! 😉 Eh klar!) Aber ich hatte ein ZIEL!

Dreckstage bzw. Krebs-Crashkurs

„Hilfe, mir kann keiner helfen!“ Weiß gar nicht mehr wie viele Personen ich gefragt habe, wie ich nun trainieren kann. Jeder hat mir in etwa dasselbe gesagt „Dreimal 30 Minuten moderates Training gehen auch als Krebspatient“.

Ganz ehrlich wer den Rat erfunden hat, hatte noch nie Krebs! Für alle die keine Erfahrung mit Krebs haben, versuch ich hier mal einen schnellen Crashkurs. Die Tage nach der Chemotherapie habe ich „Dreckstage“ genannt. Diese Tage kann ich bis heute nicht wirklich beschreiben. Stell dir vor, du bist auf der geilsten Party in deinem Leben und der Alkohol fließt in Strömen. Du kannst trinken, als würde es kein Morgen geben. Genau das Gefühl vom nächsten Morgen, beschreibt noch am ehesten die Dreckstage. An diesen verf… Dreckstagen wollte ich nur im Bett liegen. Ein Spaziergang von 500m hat sich angefühlt wie ein Marathon. Wohl gemerkt, damit ich den Spaziergang überhaupt machen konnte, musste ich mich erst aus dem Bett raus prügeln.

Dieser Zustand dauert ca. 14 Tage! Wobei es ab ca. Tag 10 deutlich bergauf geht.

Wie kann ich trainieren?

Jetzt kommen wir an den Punkt, wo es dir als Ausdauerblog Leser einen Mehrwert bringt!

Training nach Trainingsplan war also während der Therapie definitiv nicht möglich. Schon während meinem ersten Zyklus habe ich gegoogelt was das Zeug hält. (Hat sich halt meist auf ein paar Minuten beschränkt, weil mir dann die Kraft aus gegangen ist und ich ein Nickerchen gebraucht habe. Hahaha…)

Endlich bin ich fündig geworden! HRV ist die Lösung. Besser gesagt Herzratenvariabilitätsmessung!

Damit es kurz und knapp für dich bleibt, versuche ich es mal so zu erklären. Stell dir ein Regenfass vor. In dieses Fass tropft ständig Wasser hinein. Leider sind wir zu klein und können nicht hineinsehen daher wissen wir nicht wann das Fass übergeht.

Das Fass stellt unseren Organismus dar und das Übergehen soll das Übertraining simulieren. Mit der HRV Messung weiß ich nun jeden Morgen ganz genau wie voll mein Fass (Organismus)aktuell gerade ist. Somit kann ich gezielt trainieren. Genau das habe ich für die Krebstherapie gebraucht.

Mein größtes Problem „Wie kann ich trainieren!“ war gelöst. Jetzt konnte ich jeden Tag gezielt trainieren und meine Therapie noch weiter unterstützen. In der Therapie habe ich teilweise mehr Sport (ich rechne jetzt mal Spazieren auch mit hinein) als viele meiner sportlichen Freunde. An Tagen wo die Werte schlecht waren, habe ich ein leichtes Ausdauerprogramm gemacht. In diesen Tagen hat mich dann auch wirklich ein Spaziergang brutal gefordert und ich war danach fertig. Sobald die Werte besser wurden, habe ich es bis zu GA1 Läufen steigern können.

Während der Therapie habe ich einen Laktattest gemacht und nach der Therapie nochmals einen. Meine Grundlagenausdauer hat sich gewaltig verändert. Bitte nicht vergessen, dass ich in einer Krebstherapie war!

Was bringt es nun dir!

Wir alle (auch ich) trainierten immer nach einem vorgegeben Trainingsplan.

  • Mo: Laufen
  • Di: Rad
  • usw…

Wir verlassen uns hier komplett auf den Plan. Allerdings sieht dieser Plan nicht wie es uns aktuell geht. Vielleicht war die Nacht besch… weil eines der Kinder Zähne bekommen hat. Vielleicht ist eine Erkältung im Anmarsch und ich merke es noch nicht wirklich. Dennoch trainieren wir die harte intensive Einheit, welche heute am Plan steht. Weil sie eben am PLAN steht. Sind wir ehrlich, wie oft haben wir schon trainiert und gespürt, dass wir heute nicht topfit sind?! Aber es steht am Plan!

Bin mir ziemlich sicher, dass vor allem bei uns im Amateurbereich sehr viele und ich meine sehr viele im Übertraining sind! Ohne es schön reden zu wollen, dass war bei mir definitiv auch öfters der Fall!

Anregung – Diagnose Krebs…

Ohne meine kleine Hodgki wäre ich nie von meinem Training mit dem Plan abgerückt. Definitiv würde ich heute noch nach Plan trainieren. Du sollst nun nicht sofort deinen Trainingsplan wegschmeißen und gar nicht mehr trainieren. Meine Geschichte soll dir einfach mal vor Augen führen was wir alle so im Training machen und eine andere Art des Trainings zeigen.

Detaillierter habe ich meine Trainingsmethode in meinem Blog erläutert. Einfach hier klicken…

Über den Autor: Bernhard hat im März 2016 die Diagnose Morbus Hodgkin (Lymphdrüsenkrebs) erhalten. Während der Krebstherapie hat er seinen Blog www.baenaefit.com ins Leben gerufen. Aus einem einfachen Grund, weil ihm während der Therapie die Kraft gefehlt hat um mit allen zu sprechen. Durch den Blog waren alle immer bestens informiert. Mittlerweile hat er die Therapie hinter sich und motiviert nun mit seinem Blog und seiner #MonatlichenFitnessChallenge andere dazu mehr Fitness zu machen. Trotz Krebstherapie, Full Time Job und Familie mit drei Kindern schafft er es fit zu bleiben und zeigt so anderen, dass es auch mit Ü30 noch möglich ist (fit zu bleiben)!

Über den Autor:

Bernhard Hengl hat im März 2016 die Diagnose Morbus Hodgkin (Lymphdrüsenkrebs) erhalten.

Während der Krebstherapie hat er seinen Blog www.baenaefit.com ins Leben gerufen. Aus einem einfachen Grund, weil ihm während der Therapie die Kraft gefehlt hat um mit allen zu sprechen. Durch den Blog waren alle immer bestens informiert.

Mittlerweile hat er die Therapie hinter sich und motiviert nun mit seinem Blog und seiner #MonatlichenFitnessChallenge andere dazu mehr Fitness zu machen.

Trotz Krebstherapie, Full Time Job und Familie mit drei Kindern schafft er es fit zu bleiben und zeigt so anderen, dass es auch mit Ü30 noch möglich ist (fit zu bleiben)!

Und das meinen die Leser:

Dank deinem Blog hab ich meine verloren gegangene Laufmotivation wieder völlig neu entdeckt. Das war Anfang des Jahres. Seitdem bin ich von 3 auf 10 km gekommen und habe als Ziel für 2017 einen Halbmarathon. Dein Blog hilft mir nicht aufzugeben, weil er so realistisch ist, sich mit Hochs und Tiefs auseinander setzt und dabei zeigt, dass jeder einen Schweinehund zu bekämpfen hat. Danke dafür!

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Katharina Wohlgemuth

15 Gedanken zu „#KrebsAthlet goes Ausdauerblog – Diagnose Krebs“

  1. Danke für diesen tollen Beitrag und interessante Story! Ich finde es sehr spannend, wie man Krankheit, Heilung und normales Leben verbinden kann, in diesem Fall Krebs, Krebstherapie und Sport. Das kann nicht einfach sein. Mich würde auch interessieren, ob Sport den Heilungsprozess unterstützt oder eher nicht. Weiß das jemand? Danke!
    LG Sebastian

    Antworten
  2. Wow, tolle Story. Ich selber bin erst nach der Entfernung eines Gehirntumors zum Laufen gekommen und möchte diese Form nicht mehr missen.
    Es gab gerade zu Anfang nicht nur gute Tage, aber auch die bringen einen in der persönlichen Challange weiter.
    Ich wünsche Dir Bernhard weiterhin viel Erfolg und lass dich von deinem Hodgki nicht zu sehr ärgern.
    Gruß, Stefan

    Antworten
  3. Hallo Bernhard,
    danke für Deinen ehrlichen Bericht, und Dir weiterhin Alles Gute!
    Ich denke man kann Deine Message auch selbst bei weniger schlimmen Krankheiten anwenden, und öfters mal mehr in sich und seinen Körper hineinhorchen. Ich selbst habe auch eine chronische Erkrankung, welche mich immer wieder in die Knie zwingt, aber in solchen Phasen versuche ich trotzdem mein Training zu absolvieren, allerdings dann halt nur so, wie es mein Körper zuläßt und es ihm gut tut.
    sportliche Grüße

    Antworten
    • Hi Sandra,
      Ausgezeichnet! Respekt, dass du trotz​ Erkrankung deinen Weg gefunden hast um dennoch Sport zu machen.
      Leider haben sehr viele verlernt auf ihren Körper zu hören. Ist auch gar nicht so leicht!
      Auch dir alles Gute für deinen weiteren Weg!
      Lass es rocken
      Bernhard

      Antworten
  4. Hey Bernhard,

    wirklich krass, was du da erlebt hast! Und noch viel krasser, dass du dadurch stärker geworden bist als vorher! Was deinen Tipp mit dem Trainingsplan angeht, kann ich dir nur zustimmen: Manchmal macht man sich fertig für nix und wieder nix. Natürlich gibt es Menschen, die brauchen den Plan, damit sie überhaupt was machen; aber wenn man so süchtig nach Bewegung ist, muss man echt aufpassen, dass man sich damit nicht schadet! Und wenn merkt, dass es für Körper und Psyche gut war, mal eine Trainingseinheit ausfallen zu lassen – umso besser!
    IN diesem Sinne,
    beste Grüße,
    Lotta

    Antworten
    • Hi Lotta,
      Ganz genau! Wenn man als Sportler so vertieft in seinen Plan ist, ist es schwierig ein Übertraining zu erkennen. Man ist ja selbst der Ansicht, dass man alles richtig macht. Wie gesagt ich kann es nur jedem empfehlen mal was anderes zu probieren. Mir hat sehr gut getan.
      LG
      Bernhard

      Antworten
  5. Lieber Bernhard,
    wirklich Klasse, dass Du Deine Erfahrungen hier so offen mit uns allen teilst. Ich bin beeindruckt und finde Dein Einstellung wirklich bewundernswert – aber so sieht wohl der Weg zum ZIEL aus!
    Ich wünsche Dir eine vollständige Genesung und kann nur sagen: Mach weiter so!!!

    Viele Grüße Gwendolin

    Antworten
    • Hi Gwendolin,
      Genau für mich war, diese Offenheit der Weg zum Ziel. Wirklich beeindruckt hat mich, wieviele Menschen sich durch meinen Weg motiviert gefühlt haben. Alleine diese Menschen, denen ich zeigen konnte, dass es doch geht, macht die Therapie noch viel erträglicher.
      Vielen Dank auch für deine Genesungswünsche. Hatte erst vor kurzem die zweite Nachkontrolle und es schaut sehr gut aus!
      LG
      Bernhard

      Antworten
  6. Beeindruckend, lieber Bernhard!
    Ich wünsche dir eine schnelle und komplette Genesung und alkes Glück der Welt! Die Herzvarabilitätsmesssung werde ich gleich mal auschecken N

    Herzliche Grüße
    Alex

    Antworten
    • Ausgezeichnet! Du wirst sehen, dass du dadurch dein sportliches Niveau um ein deutliches heben wirst! Falls Unterstützung oder Tipps brauchst, melde dich einfach!
      LG und viel Spaß
      Bernhard

      Antworten
  7. Danke für diesen Artikel ! ich arbeite seit Jahren mit Tumorpatienten im Bereich der onkologischen Trainingstherapie. Dein Artikel ist sicher für viele Patienten inspirierend während der Therapie Sport zu machen
    liebe Grüße
    Béatrice Drach

    Antworten
    • Hallo Beatrice,
      Was sind denn deine Erfahrungen im Bezug auf Therapie und Sport? Sieht man einen deutlichen Unterschied in der Therapie bei Patienten, die Sport betreiben?
      LG
      Bernhard

      Antworten

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