„Ich würde gern einmal im Leben einen Marathon laufen.“
Das habe ich mit Anfang 20 gedacht und auch ein paar mal (sehr leise und zögernd) geäußert. Genauso gut hätte ich sagen können:
„Ich möchte einmal zum Mond fliegen.“
Die Wahrscheinlichkeit wäre aus damaliger Sicht ähnlich groß oder besser klein gewesen. 20 Jahre später stehe ich vor meinem dritten Marathon. Dieser Traum stand offensichtlich schon damals auf meiner Löffelliste. Ohne das ich auch nur die leistete Ahnung hatte, was eine Löffelliste überhaupt ist.
Aus einem Traum wurde ein Wunsch und aus einem Wunsch ein Ziel. Anfangs heimlich, still und leise später dann aber sehr konkret.
Was ist ein Wunsch, was ein Traum und wie wird daraus ein Ziel?
Du sitzt vor dem TV und zappst an einem Vormittag gelangweilt durch das Programm. Plötzlich bleibst du hängen – Marathon. Doch nicht die Spitzenläufer begeistern dich, sondern die unzähligen enthusiastischen Hobbyläufer, die da durchs Bild huschen. Keiner von denen schaut aus wie ein Spitzensportler – alle irgendwie so normal. Wie toll wäre es, ein Teil dieser Masse zu sein.
Wenn du ein solches Erlebnis hast, dann ist das prädestiniert für deine Löffelliste.
Was ist eine Löffelliste?
In jungen Jahren hattest du noch Träume. Später kam dann das Leben dazwischen. Was man so „schön“ die Realität nennt.
Mit dieser Realität wurdest du ein Meister des Konjunktiv.
Klar möglicherweise hast du vielleicht bezaubernde Kinder, besitzt ein Haus, einen Job und irgendwie alles, was man so – von außen gesehen – braucht, um glücklich zu sein. Doch irgendwie hast du auch das Gefühl, dass deine Träumereien von früher dem Alltag aus Job und Familie gewichen sind.
Das ist halt so im Leben. Das muss so sein – schon deine Eltern haben dir mitgegeben, dass das eben „das Leben“ ist. Ist es das wirklich?
Ich sage NEIN und eine Löffelliste kann dir helfen, dass deine Träume nicht nur ein frommer Wunsch aus vergangenen Zeiten bleiben.
Was Sterbende am meisten bereuen
Der komische Name „Löffelliste“ stammt daher, dass auf dieser Liste Dinge notiert werden, die man gemacht haben will, bis man einmal „den Löffel abgibt“. Also bis man eines Tages stirbt.
Sterbende schauen in der Regel zurück und erinnern sich dabei nicht an die materiellen Dingen, die sie im Leben erreicht haben. Sterbende wünschen sich, sie hätten die Dinge getan, wovon sie geträumt haben. Das Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“* ist schwere Kost, aber zeigt das auch auf beeindruckende Weise.
Im englischen nennt man die Löffelliste Bucketlist – auch bei uns im deutschsprachigen Raum wirst du öfters davon lesen. Die Bedeutung ist im Prinzip die Gleiche – „kick the bucket“ ist umgangsprachlich das gleiche wie „den Löffel abgeben“…
Wie auch immer die Liste genannt wird – es ist also eine Art Wunschliste und zwar eine etwas konkretere Form davon.
Eine Bucketlist ist für alle Lebensbereiche da
Wichtig ist – alle Lebensbereiche können auf deiner Löffelliste stehen. Ausnahmslos!
Familie („Ich möchte Kinder haben.“), Reisen („Einmal möchte ich nach Australien.“), Sport („Ich würde gern den New York – Marathon laufen.“), Fähigkeiten („Wenn ich nur Gitarre spielen könnte.“), Events („Einmal die „The Last Night Of The Proms“ in London erleben.“), Erlebnisse „Mit Delfinen schwimmen.“), aber auch Job- und Einkommenswünsche können letztlich auf der Liste stehen. Großes („Einmal einen TED-Talk halten.“) oder kleines („Im Regen joggen gehen.“) – alles ist möglich. Es ist deine ganz eigene Liste!
Wie erstelle ich eine Löffelliste?
Möchtest du deine Löffelliste als handgeschriebenes Notizbuch führen? Oder – wie ich es empfehle – als Online-Notiz, auf die du so leicht Zugriff hast? Letztlich ist es Geschmacksache.
Meine Bucketlist habe ich in Evernote gespeichert. Zeitweise habe ich auch mit Trello experimentiert – das ist besonders schick, wenn du ein visueller Typ bist.
Steht fest, wie du deine Wunschliste erstellen willst, solltest du dir als nächstes ein paar Stunden Zeit nehmen und einmal nach Herzenslust träumen.
Lass deiner Fantasie freien Lauf und bleib vor allem dabei NICHT vernünftig und realistisch. Träume! Wovon hast du als Kind geträumt? Was hast du gelesen, gehört oder gesehen wovon dein Herz aufging? Schreib alles auf – ungefiltert und roh. Es ist deine ganz persönliche Liste.
Ich mache mir dabei nur eine kleine Einschränkung – ich möchte in erster Linie (aber nicht nur) Erlebnisse auf der Liste haben.
Mein Haus, mein Auto, mein Pferd oder ähnliches Besitzdenken klammere ich da bewusst (zum Großteil) aus. Am Ende deines Lebens werden es die Erlebnisse sein, an die du dich erinnerst und nicht, dass du den siebten 5-er BMW besessen hast.
Die Liste regelmäßig durchschauen
Da eine solche Liste sehr lang werden kann, ordne ich sie ein wenig nach Lebensbereiche. Und ich schaue regelmäßig darauf. Einmal im Monat genügt. Aber nicht öfters! Denn sonst besteht die Gefahr, dass du mit dem derzeitigen Alltag unzufrieden wirst und nur noch in deinen Träumen lebst.
Einmal monatlich ist da schon sehr oft – ideal ist alle 3 Monate oder 1-2x im Jahr. Doch natürlich solltest du nicht nur darauf schauen, sondern bei der Gelegenheit kannst du auch nach Herzenslust Dinge streichen und neue Ideen hinzufügen.
Eine Löffelliste lebt schließlich mit dir!
Machen ist wie Wollen. Nur krasser!
Jetzt hast du also eine Löffelliste erstellt. Löst die Liste bei dir etwas aus? Sehnsucht? Den Wunsch, die Dinge auch wirklich abzuhaken? Denn genau darum geht es schließlich. Wollen wollen viele, ins Handeln kommen aber nur wenige.
Speziell in meinem Jahresreview schaue ich besonders genau auf meine Löffelliste. Dann nehme ich mir für jedes Jahr 2-4 Dinge vor, die ich von der Liste abhaken könnte.
Wobei das Abhaken sinnbildlich ist – es geht darum, die Dinge auf deiner Liste umzusetzen. Quasi vom Wunsch zum Ziel werden zu lassen und dafür braucht es – du ahnst es schon – einen Plan.
Das habe ich in den letzten Jahren von meiner Bucketlist gestrichen
Ich führe eine solche Liste seit etwa 5 Jahren. Und ich habe mir fest vorgenommen, jedes Jahr etwas von der Liste umzusetzen.
2014 war es zum Beispiel der Langdistanz-Triathlon, ein Sabbatical und eine Ballon-Fahrt mit meiner Familie. 2015 habe ich ein Buch geschrieben*, einen Blog gegründet (natürlich diesen hier) und ein gemeinnütziges Projekt unterstützt.
2016 konnte ich zwei weitere europäische Hauptstädte von meiner Löffelliste streichen und bin damit dem Ziel, alle europäischen Hauptstädte einmal im Leben besucht zu haben, wieder ein Stück näher gekommen. Ebenso habe ich mir einen Traum erfüllt und ein kleines Nebengewerbe gegründet.
Tja und 2017 folgte ein genialer Neuseeland-Urlaub sowie in ein paar Tagen der Berlin-Marathon. Ende des Jahres reise ich in eine weitere europäische Hauptstadt. Und auch für 2018 habe ich natürlich schon ein paar Pläne in der Schublade…
Inspirationen & mehr – das kann auf deine Löffelliste
Wenn du deine Liste erst einmal erstellt hast, wirst du ziemlich bald nach weiterer Inspiration suchen. Denn das macht ein wenig süchtig. Hier mal ein paar weitere Dinge, die auf meiner Liste stehen:
- Ein NHL-Spiel besuchen
- Einen Gleitschirmflug machen
- Alle Kontinente betreten (es fehlt nur noch die Antarktis)
- Die Nordlichter sehen
- Mit einem Wohnmobil durch Kanada cruisen
- Mit dem Fahrrad über die Alpen fahren
- Einmal mit dem Rennrad auf den Mount Ventoux
- Zu Fuß auf die Zugspitze laufen und auch wieder zu Fuß herunter
- Den New York-Marathon laufen
- Mit Anfang 60 eine bewusste Entscheidung treffen, wo ich meinen Lebensabend verbringe und dort dann eine Wohnung kaufen (vorzugsweise irgendwo im Süden oder in den Bergen)
Weitere Inspiration findest du in dem Buch „1000 Places to see before you die“* oder auf der Webseite Bucketlist.org.
Und dann gibt es da noch einen Film, der wunderbar das Model der Bucketlist erklärt. Im amerikanischen Original heißt er auch so „The Bucket List“. Im deutschen heißt er „Das Beste kommt zum Schluss.“* . Sehr sehenswert – nur solltest du mit deiner Löffelliste nicht darauf warten, bis du unheilbar erkrankst.
Bucketlist – das Leben ist mehr als eine ToDo-Liste
Die Liste lebt und ändert sich ständig – wie dein Leben. Wie erwähnt, schaue ich regelmäßig auf die Liste, streiche Dinge oder beginne andere Dinge zu planen.
Hab Träume und mach sie real.
Der Sinn hinter der Liste ist es, Träume zu haben und diese auch in die Realität umzusetzen. Julia Engelmann bringt dieses Gefühl mit einem wunderbaren Gedicht rüber. Falls du zu den wenigen Menschen gehörst, die das noch nicht kennen – hier das Video:
Und genau bei der Umsetzung von der Träumerei zur Realität hilft mir die Löffelliste ungemein, damit man in der Hektik des Alltags nicht den Blick für das Wesentliche verliert. Es ist eben so viel mehr als eine öde ToDo-Liste, wie Kritiker die Löffelliste so gern bezeichnen.
Und übrigens – sie stellt für mich auch in keinster Weise die Freude an den kleinen Dingen des Alltags in Frage. Eine schöne Radtour mit Freunden, die Joggingrunde in der Abendsonne, der Nachmittag im Biergarten oder die Tasse Kaffee auf der Terrasse beim Blick in den klaren, aber kalten Morgen – alles Dinge an denen man auch mit Löffelliste Freude haben kann. Als das Salz in der Suppe, während die Bucketlist die saftigen Fleischstückchen sind.
Suchst du eine neue, inspirierende Art zu laufen?
- Dein Sofa scheint verlockender als die Laufschuhe und dein innerer Schweinehund hat gerade die Oberhand?
- Du weißt aber auch, wie belebend und erfüllend das Laufen sein kann?
Stell dir vor, du könntest mit einem vielseitigen Trainingsprogramm laufen, das speziell auf deine Bedürfnisse zugeschnitten ist und dich gleichzeitig nie alleine lässt.
Willkommen im ausdauerclub!
Gemeinsam mit einer begeisterten Community und engagierten Coaches machst du jeden Lauf zum persönlichen Highlight. Es ist Zeit, den Spaß am Laufen wiederzufinden.
Nach dem Testzeitraum kostet der ausdauerclub ab 19,99 € im Monat.
Hast du so eine Löffelliste? Welche Dinge sind es bei dir, die du einmal im Leben machen möchtest? Antworte am besten direkt hier in den Kommentaren.
Ach übrigens – ich wünsche dir mehr Zeit für Sport in deinem Leben.
Dein Torsten…
*Affiliate-Links – du bekommst ein gutes Angebot natürlich ohne Zusatzkosten für dich und ich finanziere damit den Blog.
Über den Autor: Torsten Pretzsch
Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.
Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.
ein sehr schöner post…! ich habe mir ein journal angelegt und schreibe dort alle meine ideen und wünsche rein und kann dann immer nachschauen oder mir dazu infos etc. reinschreiben um sie später zu verwirklichen.
Freut mich, dass es dir gefällt und das Journal finde ich auch klasse!
Hallo Torsten,
die Idee der Löffelliste finde ich toll und sivwie es aussieht, habe ich wohl eine im Kopf. Mit schon einigen abgearbeitet Dingen und welchen die noch offen sind.
Zwei die mir sehr am Herzen liegen sind: Mein erster Halbmarathon und eine Islandreise nicht nur, aber auch wegen der Nordlichter.
Danke für die tolle Inspiration
Liebe Grüße
Insa
Toll – Island steht auch auf meiner Liste!