Gewinnen heißt nicht, an erster Position zu stehen oder die anderen zu besiegen. Gewinnen heißt, sich selbst zu besiegen; wenn wir uns gegen unseren Körper behaupten, gegen unsere Grenzen, gegen unsere Ängste. Gewinnen heißt, sich selbst übertreffen und seine kühnsten Träume Realität werden zu lassen. (Kilian Jornet)
Ich fühle mich unwohl. Richtig unwohl!
Wie bin ich nur auf diese Schnapsidee gekommen, an einem Volks-Triathlon teilzunehmen? Ich, der ich vor etwas mehr als 3 Monaten überhaupt erst mit dem Sport angefangen habe. Ich, der zu Beginn keine 15 Minuten am Stück laufen konnte und schon über 20 Jahre nicht wirklich richtig geschwommen ist.
Die Idee hatte eigentlich nichts mit Alkohol zu tun, sondern mit dem Willen, mein Leben wieder aktiver zu gestalten. Jahrelang war ich ein echter Couchpotato geworden. Arbeitete und aß zu viel und vernachlässigte Bewegung wo immer es ging. Die Folge: Deutlich mehr Kilo auf den Rippen und vor allem dauerhaft schlechte Laune.
Und nun also Triathlon? Hätte nicht auch erst einmal ein kleines Laufevent genügt, um mich vom Sofa hoch zu bekommen? Muss es denn gleich ein Volkstriathlon sein? So meine Gedanken, als ich mein altes klappriges MTB in die Wechselzone schob.
Ja, ich hatte nicht mal ein richtiges Renn- geschweige denn Zeitfahrrad und die Leute lachen mich doch bestimmt beim Anblick meines schweren Rades aus. Wirklich? Was ist das? Da vorne steht ein Hollandrad, da hinten noch eines und ein paar MTB’s erblicke ich auch. Naja sind bestimmt nur zur Tarnung hier. Aber nein – die sind so richtig in der Wechselzone aufgebaut. Da wollen tatsächlich welche damit an den Start gehen. Ich bin ja doch kein Exot und wer weiß – vielleicht werde ich ja auch nicht letzter.
Hoffnung keimt auf und sie verstärkt sich noch, da das Schwimmen mit Einzelstart und in der Halle stattfindet. Ein Novum für Triathlon, aber eines was Anfängern wie mir entgegen kommt. Ich schnappe entschlossen meine Schwimmbrille und reihe mich in die Schlange am Start ein. Da ich meine Schwimmzeit sehr defensiv angegeben habe, starte ich ziemlich am Ende und schaue erst einmal dem Treiben zu.
Am Anfang kommen die Raketen, doch mit der Zeit verirrt sich sogar der eine oder andere Brustschwimmer in die Reihe. Ich fasse Mut, denn Kraulen kann ich nicht. Jedenfalls nicht mehr als ein paar mickrige Meter bevor ich vor Atemnot untergehe.
Im Gedanken versunken und ein wenig mit schlotternden Knien bin ich an der Reihe. Also los gehts – die Frau am Start spricht mir noch ein paar aufmunternde Worte zu und ich springe beherzt ins Wasser. Zu beherzt, denn meine Schwimmbrille rutscht mir von den Augen. Na bravo – ich richte sie mir leidlich und bruste los. Wie gesagt – Kraulen kann ich nicht. Die 400m im Becken der Münchner Olympiaschwimmhalle lege ich im Affenzahn zurück. So kommt es mir zumindest vor, die Zeit sagt natürlich etwas anderes.
Ab in das Wechselzelt und dort ziehe ich erst einmal blank. Einen von diesen komischen Trishorts habe ich nicht und mit meiner nassen Badehose mag ich bei den kühlen Temperaturen nicht Rad fahren. Die Helfer schmunzeln und ich laufe – natürlich mir Radlerhose – zum Rad. Aufs Radfahren freue ich mich am meisten, denn das ist meine Sahnedisziplin, auch mit MTB. Und so sind die 20km durch den Münchner Olympiapark auch schnell erledigt und ich hab sogar den einen oder anderen Radler überholt. Sogar einen mit einem Rennrad!
Mutig wechsle ich zum Laufen und sprinte los. Aber was ist das? Was ist mit meinen Beinen los? Ich hatte zwar schon davon gelesen, dass der Wechsel von Rad zum Lauf nicht so einfach ist. Geglaubt habe ich das aber nicht so richtig und getestet natürlich auch nicht. Dafür spüre ich es jetzt um so mehr. Der kurze aber fiese Berg macht es auch nicht einfacher, doch dann mit der Zeit wird es besser und aus meinem John-Wayne-Gedächtnisgang wird so etwas wie ein Laufschritt. Und so renne ich dahin und spüre neben unendlicher Anstrengung auch immer mehr Freude aufkommen. Ich mache einen Triathlon und ich werde es auch ins Ziel schaffen. Denn die 5km ziehen sich zwar mächtig, aber sie halten mich nicht auf und nach gut einer anderthalben Stunde laufe ich jubelnd und stolz-wie-Bolle durchs Ziel. Was für ein Triumph über mich selbst und natürlich wurde ich nicht letzter. Ein paar waren noch hinter mir.
Ein paar Tage später ist der fulminante Muskelkater verflogen und was bleibt ist der Stolz und die Gewissheit, dass das ganz sicher nicht mein letzter Triathlon werden wird.
3 Gründe, warum du mit Triathlon anfangen solltest
Das war mein Einstieg in den Sport. Etwas holprig zwar, aber gerade deshalb bleibt er mir auch noch gut 10 Jahre später im Gedächtnis hängen, als wäre es erst letzten Monat gewesen. Viel ist passiert in der Zeit, doch darum soll es heute gar nicht gehen – fangen wir mal mit 3 Gründen an, die dafür sprechen, dass du mit Triathlon anfangen solltest.
Habe Mut und probiere etwas Neues
Bei Mut denkt man oft an die großen Dinge im Leben. Doch nicht nur die Helden aus den Medien beweisen Mut, auch Alltagshelden sind mutig.
Die meisten von uns leben in der Komfortzone und fühlen sich dort pudelwohl. Das ist sehr bequem, aber auch ziemlich langweilig. Und das gilt auch, wenn du sportlich aktiv bist. Klar machst du Sport – logisch. Eigentlich auch recht regelmäßig, aber irgendwie kickt es dich nicht mehr.
Eine Routine hat sich eingestellt und du erwischst dich dabei, dass du die eine oder andere Trainingseinheit auch schon mal sausen lässt. Kannst du schon irgendwie kompensieren. Was dir fehlt ist eine neue Herausforderung – ein Triathlon zum Beispiel.
Es ist leichter als du denkst
Das besondere an Triathlon ist, dass es die Kombination aus drei völlig verschiedenen Sportarten ist. Drei Sportarten, die dir allerdings alles andere als fremd sind.
Laufen kannst du seit deinem zweiten Lebensjahr. Noch in der Vorschule hast du Radfahren gelernt und nur wenig später auch schwimmen.
Voilà – du beherrschst die drei notwendigen Bewegungsformen schon seit deiner Kindheit. Worauf wartest du also?
Dein Körper dankt es dir
Triathlontraining ist Abwechslung pur. Die Kombination aus den 3 Sportarten stellt dich in jedem Training vor eine neue Herausforderung. Und diese Abwechslung tut dir gut.
Einseitige Belastungen, wie es zum Beispiel Läufer oder Radfahrer gerne haben, kennen Triathleten viel weniger. Du trainierst in jeder der einzelnen Disziplinen dein Herz-Kreislaufsystem, aber belastest dabei jeweils deutlich andere Muskeln. Die Konsequenz – du kannst ohne Verletzungsangst länger trainieren.
Und dann ist da noch das Schwimmen – ein echter Joker in deinem Training. Warum Joker, wo doch gerade das Schwimmen die meisten vom Triathlon abhält? Schwimmen gilt als eine der gesündesten Sportarten und du belastest im Wasser nahezu alle Muskeln deines Körpers. So kannst du sogar den Aufwand für das bei vielen Ausdauersportlern unbeliebte Stabitraining minimieren.
Die Angst vorm Start – die anderen sind auch nicht besser
Radfahren kannst du, laufen auch und schwimmen geht mittlerweile auch schon ganz passabel. Prima, was hält dich noch vom Start von einem Triathlon ab?
Du willst nicht als Schlusslicht ins Ziel kommen. Schließlich treten bei Triathlon-Wettkämpfen nur super durchtrainierte Athleten gegeneinander an. Kann ich verstehen, stimmt aber absolut nicht.
Natürlich denken beim Triathlon viele an Jan Frodeno oder die Raelert-Brüder – austrainierte, zum Teil schon ausgemergelte Sportler, ohne sichtbaren Körperfettanteil und fit bis in die letzte Haarspitze.
Das bist du nicht und das wirst du nie. Ich auch nicht – und trotzdem habe ich mich an den Start gewagt. Meine Story hast du zu Beginn gelesen. Und was durfte ich am Start meines ersten Triathlons lernen?
Die anderen kochen auch nur mit Wasser.
Und auch der Materialfetischismus ist bei Volksdistanzen kaum vorhanden. Klar auch dort begegnen dir faszinierende Räder vom Wert eines Kleinwagens und schnittige Neoprenanzüge. Und das nicht nur an der Spitze, wo sie durchaus Sinn machen.
Die überwiegende Mehrheit ist jedoch mit völlig normalen Material am Start. Und gerade auf Volksdistanzen sieht man alles an Rädern – das Rennrad neben dem MTB und daneben das Hollandrad mit Einkaufskorb. Alles wirklich keine Seltenheit, denn hier steht der Ursprung des Sports noch im Mittelpunkt: Der Spaß an der Herausforderung, drei völlig verschiedene Sportarten direkt hintereinander zu absolvieren.
Du brauchst also zu deinem ersten Schnuppertriathlon ganz sicher nichts an speziellem Material, wenn du ein funktionierendes Rad, Badehose oder Badeanzug, ein Rad- oder Lauftrikot und natürlich Laufschuhe besitzt.
Eine schöne Geschichte zum ersten Triathlon hat Margot bzw. ihr Mann hier in einem wirklich lesenswerten Gastartikel geschrieben. Aber Achtung – schmunzeln ist garantiert!
Und wie fange ich nun mit Triathlon an?
Ich habe dich überzeugt und du willst loslegen, weißt aber nicht wie?
Wenn du einigermaßen fit bist, regelmäßig die Laufschuhe schnürst oder auf dem Rad sitzt, genügen für deinen ersten Schnuppertriathlon über die Volksdistanz (ca. 500m Schwimmen, 20km Radfahren und 5km Laufen) 4-6 Wochen Vorbereitungszeit.
In dieser Zeit wirst du etwa 3-4 Stunden Training pro Woche brauchen. Dabei solltest du pro Woche 4-5 Einheiten absolvieren. Hast du diese Zeit nicht, würde ich von einem Triathlon abraten.
Die Basis des Trainings: Mindestens einmal pro Woche jede Sportart trainieren. Das heißt etwa 30 Minuten Schwimmen und Laufen, sowie 1-1,5h Radfahren bringen dir die Ausdauergrundlage, die du für deine erste Volksdistanz brauchst.
Je nach deinem Defizit kommen noch zwei weitere Einheiten hinzu. Ist deine Schwäche das Schwimmen bietet sich eine zusätzliche Schwimmeinheit an. Das andere Training ist dann Wochenweise einmal Radfahren und einmal Laufen.
Apropos Schwimmen – für deinen ersten Schnuppertriathlon ist es wirklich nicht notwendig, extra Kraulen zu lernen. Glaub mir!
Wenn du mehr erfahren willst, wie du beim Triathlon durchstartest, empfehle ich dir meinen ultimativen Guide für Triathlon-Anfänger.
Die Zeit war nie besser, um mit Triathlon zu beginnen
Steht auf deiner Bucketliste auch ein Triathlon? Dann los – hab Mut und lege los. Dabei sollen Spaß und Freude an der Herausforderung im Vordergrund stehen. Verbissenheit hat an der Startlinie nichts zu suchen.
Und damit du in der Aufregung nichts vergisst, habe ich dir eine
Ach übrigens – ich wünsche dir mehr Zeit für Sport in deinem Leben.
Dein Torsten…
Individuelles Coaching im Triathlon
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Unsere speziellen Trainingsprogramme für Triathlon eignen sich für Anfänger:innen und Fortgeschrittene gleichermaßen.
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Über den Autor: Torsten Pretzsch
Ich bin 2008 von der Couch aufgestanden, um ein sportlicheres Leben zu führen. Begonnen mit einer Laufrunde von 15 Minuten, lief ich Jahre später Marathon und absolvierte einen Ironman.
Mit dem ausdauerblog möchte ich meine Vision verwirklichen, über 50.000 Menschen dauerhaft zum Laufen zu bringen.
Danke, diese Geschichte macht mir Mut. Ich liebäugle schon länger mit dem Triathlon, kann aber nicht kraulen bzw. nur 10 Meter 😉 mein Ehrgeiz sagt, ohne Kraulen geht es nicht. Dabei habe ich es schon anders gesehen. Vorhaben für die Wintersaison: vermehrt ins Hallenbad gehen. LG Antoinette